Honorar in Hamburg

Verweigern die Kassen das Gespräch?

Stillstand in Hamburg: Bei den regionalen Honorarverhandlungen zwischen KV und Kassen scheint der Gesprächsfaden zu reißen. Laut KV liegt das an den Chefs der Kassen.

Dirk SchnackVon Dirk Schnack Veröffentlicht:
Protestplakate der KV: Ärzte können sie für ihre Paxen runterladen: www.kassen-pressen-praxen-aus.de.

Protestplakate der KV: Ärzte können sie für ihre Paxen runterladen: www.kassen-pressen-praxen-aus.de.

© KVHH

HAMBURG. Während immer mehr KVen Honorarabschlüsse vermelden, herrscht in Hamburg Stillstand. Ein Abschluss ist derzeit nicht in Sicht. Dr. Michael Späth sieht darin auch einen Beleg für Führungsschwäche bei den Krankenkassen.

Im Gespräch mit der "Ärzte Zeitung" kritisierte der Vorsitzende der KV-Vertreterversammlung in Hamburg die Kassenchefs in der Hansestadt. "Es fehlt an Persönlichkeiten, die bereit sind, eigene Wege zu gehen", sagte Späth.

Nach seiner Beobachtung sind die Leiter der Krankenkassen derzeit eher Statthalter und Befehlsempfänger ihrer Zentralen. Die vom Gesetzgeber eingeläutete Regionalisierung laufe damit ins Leere. "Wir versuchen Regionalisierung und die Kassen verweigern", sagte Späth.

Einen Grund dafür sieht er im Generationswechsel, der bei den Krankenkassen stattgefunden hat.

Die in den vergangenen Jahren altersbedingt ausgeschiedenen Kassenchefs hätten größeren Wert auf die Vertragspartnerschaft gelegt und sich auch getraut, Vertragsabschlüsse gegen die Erwartungen der Zentrale zu rechtfertigen. Diese Haltung vermisst Späth unter der neuen Generation.

Besonders in der Kritik der KV steht vdek-Leiterin Kathrin Herbst, unter deren Federführung sich nach Späths Eindruck bei den Kassen nichts bewegt. Er vermutet auch, dass unter den in Hamburg führenden Ersatzkassen keine Einigung herrscht.

Trotz der festgefahrenen Situation, in der sich Kassen und KV nicht einmal auf einen Schiedsamtsvorsitzenden einigen können, will Späth es nicht "zum großen Knall" kommen lassen.

Stattdessen will die KV über die Folgen der Honorarmisere die Öffentlichkeit informieren. "Wir schrauben das nach und nach hoch", kündigte Späth an. Dies kann er sich auch dann noch vorstellen, wenn es zu einer Schiedsentscheidung kommen sollte, die die Forderungen der Ärzte nur unzureichend berücksichtigt.

Hanseatisch war einmal

Die KV will erreichen, dass die seit 2009 aus Sicht der Ärzte benachteiligende Situation der Hamburger Praxen revidiert wird. Damals wurden etwa die psychotherapeutischen Leistungen in das Budget zurückgenommen.

Weil dieses Budget nicht ausreicht, muss der Topf von den Fachärzten gestützt werden. Auch die extrabudgetären Leistungen wurden zusammengestrichen, der Hamburger Punktwert von 4,87 Cent fiel den Beschlüssen auf Bundesebene zum Opfer und zwei "asymmetrische" Verteilungen in 2009 und 2012 führten dazu, dass Hamburg nicht die erhofften Zuwächse erhielt. Die Fallwerte der Hausärzte in der Hansestadt sind laut KV bundesweit Schlusslicht.

Späth stört, dass die Kassen zugleich die hohe ambulante Versorgungsqualität mit Metropolfunktion wie selbstverständlich voraussetzen. Das sollten sie nach seiner Ansicht nicht tun: "Wer eine Sprechstunde nicht bezahlen will, kann nur eine Drei-Minuten-Medizin erwarten."

Derzeit laufen keine offiziellen Verhandlungen, und in den Praxen wird mit einer Aufklärungskampagne der KV für die Haltung der Ärzte geworben. Den Gesprächsfaden mit den Kassen will die KV aber nicht abreißen lassen.

Hinter den Kulissen sei man weiter im Gespräch, versicherte Späth. Die in einer Urabstimmung abgefragte Haltung der Basis bestärkt ihn darin, dass die Ärzte bereit sind, für angemessene Honorare auch einen unbequemen Weg zu gehen und über darüber mit den Patienten ins Gespräch zu kommen.

Am 27. Februar soll deshalb eine stadtweite Fortbildung stattfinden mit entsprechenden Auswirkungen auf die Sprechzeiten. Späth: "Die Ärzte in Hamburg wissen, dass sie sich nicht mehr vornehm hanseatisch verhalten können, wenn sie etwas durchsetzen wollen."

Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Strategie gegen Neiddebatte

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