Kommentar zu den Protesten im Norden
Kaum Kraft für Aktionstag
Für die chronisch unterfinanzierten Kliniken im Norden bringt der Aktionstag am Sonnabend vor allem zwei Erkenntnisse. Eine ist frustrierend: die Belastung der Mitarbeiter ist so groß, dass Betriebsräte in manchen Kliniken Pflegekräfte kaum noch darauf ansprechen mochten, ob sie in ihrer Freizeit den Aktionstag unterstützen können. Und es gab Standorte, an denen sich kein Arzt blicken ließ.
Vor allem Führungskräfte und Verwaltungsmitarbeiter sorgten dafür, dass genügend Beschäftigte vor Ort die Anliegen der Krankenhäuser vertraten. Ermutigend war dagegen, dass trotz widriger Umstände - im Dauerregen diskutiert niemand auf offener Straße - viele Menschen das Thema Krankenhausfinanzierung für wichtig genug halten, um sich damit auseinander zu setzen.
Sie verstehen, dass medizinische Versorgung Geld kosten muss. Sie verstehen nicht, warum Versorgung leiden muss, obwohl derzeit Reserven bei den Krankenkassen vorhanden sind. Und sie verstehen auch nicht, warum bei der Finanzierung mit zweierlei Maß gemessen wird und einzelne Bundesländer benachteiligt werden.
Die Kliniken im Norden haben keine Wahl: Sie müssen das Thema bis zur Bundestagswahl im Fokus der Öffentlichkeit halten - auch wenn überlastete Klinikmitarbeiter dafür eigentlich keine Zeit haben.
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