Neuer Hausarzt-EBM steht

Neun Euro für zehn Minuten

Der neue Hausarzt-EBM steht: Jetzt wird nach Alter unterschieden und es gibt neue Leistungen, auch für die sprechende Medizin. Kritiker beklagen den Kompromiss als Umverteilung.

Helmut LaschetVon Helmut Laschet Veröffentlicht:
Gut hinhören: Je nach Morbidität gibt es künftig mehr Geld.

Gut hinhören: Je nach Morbidität gibt es künftig mehr Geld.

© emil umdorf / imago

BERLIN. Sah es am Wochenbeginn noch nach einem Scheitern der Verhandlungen um einen neuen Hausarzt-EBM aus, so war am Donnerstagabend nach zähem Ringen ein Kompromiss im Bewertungsausschuss gefunden. Das Ziel ist die Stärkung der hausärztlichen Grundversorgung.

Im einzelnen wird die Versichertenpauschale in fünf Altersgruppen unterschieden: 23,60 Euro für Kinder bis einschließlich vier Jahren, 15 Euro für Patienten bis 18 Jahre, 12,20 Euro für Erwachsene vom 19. bis zum 54. vollendeten Lebensjahr, 15,70 für Patienten zwischen 55 und 75 Jahre sowie 21 Euro für Ältere.

Ferner können Hausärzte wieder das ausführliche Gespräch - neun Euro à zehn Minuten (GOP 03230/04230) bei lebensverändernder Krankheit - als eigene Leistung abrechnen; bislang war dies in der Versichertenpauschale enthalten.

Neu eingeführt wird eine Pauschale für Vorhaltung von hausärztlichen Praxisstrukturen, die mit 14 Euro je Fall bewertet ist.

Ausgenommen sind nur Fälle, in denen keine hausärztliche Versorgung durchgeführt wird, etwa Akupunktur, Psychotherapie, Schmerztherapie und Schlafdiagnostik. Bei der Behandlung von Diabetikern, HIV- oder Substitutionspatienten wird die Pauschale gezahlt.

Weigeldt beklagt Umverteilung

Der bisherige Chronikerzuschlag wird aufgehoben und aufgesplittet: 13 Euro bei einem Arzt-Patienten-Kontakt, 15 Euro bei mindestens zwei Kontakten.

Mit insgesamt 124 Millionen Euro jährlich dotieren die Krankenkassen drei neue Leistungen: das geriatrische Basis-Assessment, die hausärztliche Palliativversorgung sowie sozialpädiatrische Leistungen der Kinder- und Jugendärzte. Hierfür werden neue Gebührenordnungspositionen geschaffen.

Während Regina Feldmann, im KBV-Vorstand für die hausärztliche Versorgung zuständig, die Vereinbarung für einen wichtigen Schritt hält, die wohnortnahe Versorgung zu gewährleisten und mehr junge Ärzte für die Basisversorgung zu gewinnen, kommen vom Hausärzteverband kritische Töne.

"Wir sind nicht überzeugt, dass dies mit dem jetzt erzielten Kompromiss erreicht werden kann, da hier lediglich eine Umverteilung der Mittel stattfindet und dafür keine zusätzlichen Gelder bereit gestellt worden sind", sagte Verbandschef Ulrich Weigeldt.

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