Streit im Norden

Hausärztechef sieht sich missverstanden

Droht im Norden ein Clash zwischen Fachärzten und Hausärzten? Nach dem Streit in Schleswig-Holsteins KV-VV setzt sich der Vorsitzende des Hausärzteverbandes zur Wehr.

Dirk SchnackVon Dirk Schnack Veröffentlicht:
Keine Aufkündigung der Solidarität mit den Fachärzten: Hausärzteverbandschef Maurer.

Keine Aufkündigung der Solidarität mit den Fachärzten: Hausärzteverbandschef Maurer.

© Schnack

LECK. Der Hausärzteverband im Norden erwartet mehr Verständnis von fachärztlichen Kollegen, wenn Hausärzte sich für die eigenen Interessen einsetzen. Von einer Aufkündigung der Solidarität mit den Fachärzten will der Landesvorsitzende Dr. Thomas Maurer nichts wissen.

Seine umstrittenen und von anderen Abgeordneten kritisierten Wortbeiträge in der jüngsten Abgeordnetenversammlung der KV Schleswig-Holstein hatten aber einige Zuhörer genauso verstanden.

Die Diskussion hatte sich wie berichtet daran entzündet, dass Maurer einer Resolution zum einheitlichen KV-System, die von vielen als Selbstgänger angesehen wurde, nicht zugestimmt hatte.

Daraus entwickelte sich eine für Schleswig-Holstein ungewöhnliche Kontroverse zwischen Haus- und Fachärzten.

"Ich habe ausschließlich für Hausärzte und für Verbesserungen der Position der Hausärzte im aktuellen System gesprochen. Wer das als Angriff auf die Fachärzte hören und verstehen will, muss sich selbst fragen lassen, welches Verständnis er von hausärztlich-fachärztlicher Zusammenarbeit hat", sagte Maurer auf Nachfrage.

Als Aufkündigung der Solidarität mit anderen Fachgruppen stellte der Allgemeinarzt aus Leck in Nordfriesland klar, sei sein Eintreten für Hausärzte nicht zu verstehen. Er erwarte von der KV, dass die jüngsten Erfolge bei der hausarztzentrierten Vergütung nicht als Bedrohung angesehen und bekämpft werden.

"Meine Forderung ist, dass wir stattdessen die HzV als Eisbrecher sehen und in jeder Hinsicht unterstützen, um dann in der Fahrrinne segelnd auch für den EBM die Budgetfesseln abstreifen können", so Maurer.

Dies ist nach seiner Ansicht dringend notwendig, weil nach seiner Überzeugung durch das KV-System jahrelang falsche Anreize gesetzt wurden. Folge: "In den Städten stellen Subspezialisten weiterhin Sonderbedarfsanträge, während auf dem Land auch fachärztliche Grundversorger knapp werden. Hier sind eindeutig falsche Anreize gesetzt", so Maurer.

Er führt dies auch darauf zurück, dass in den Vertreterversammlungen "seit Jahrzehnten eine strukturelle fachärztliche Mehrheit herrscht". Er plädiert deshalb für eine "auch nach der Zahl gleichberechtigte Vertretung von Haus- und Fachärzten".

Maurer: "Ich kann nicht nachvollziehen, warum festgefügte fachärztliche Mehrheiten der Einheit aller Ärzte förderlich sein sollen, eine Gleichstellung der Hausärzte aber die Einheit gefährden soll."

Die anhaltende Kritik der Hausärzte wegen Benachteiligungen hält Maurer für richtig - und er kündigte an: "Solange die grundlegenden Probleme nicht gelöst werden, müssen wir immer wieder den Finger in die Wunde legen. Sonst gibt es in zehn Jahren auf dem Land keine funktionierende hausärztliche Versorgung mehr."

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