Krankenhausplan

Berlin will Klinikkapazitäten aufstocken

Der neue Berliner Krankenhausplan legt Qualitätsstandards für die Notfallversorgung und die Geriatrie fest. Das finden alle gut, doch offen bleibt die Finanzierung.

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Im Notfall besser versorgt: Eckpunkte für die Berliner Krankenhausplanung sehen höhere qualitative Anforderungen vor.

Im Notfall besser versorgt: Eckpunkte für die Berliner Krankenhausplanung sehen höhere qualitative Anforderungen vor.

© dpa

BERLIN. Die Ärztekammer Berlin begrüßt die qualitätsorientierte Fortführung der Krankenhausplanung in den Eckpunkten für einen neuen Krankenhausplan ab 2016, den Gesundheitssenator Mario Czaja (CDU) in dieser Woche vorgestellt hat.

"Es ist der richtige Weg, auf ausreichendes und hoch qualifiziertes Personal zu setzen. Nur so kann die ohnehin schon gute Versorgung der Berliner Bevölkerung weiter verbessert werden", erklärte Kammerpräsident Dr. Günther Jonitz.

Mit dem Plan werde versucht, Antworten auf Versorgungsprobleme in der Geriatrie oder den Anstieg der Patientenzahlen in den Notaufnahmen zu finden.

An der Notfallversorgung in der Hauptstadt wirken 42 von 63 Standorten der Berliner Plankrankenhäuser mit, darunter drei Spezialversorger. Den Ist-Zustand bewertet Senator Czaja als gut.

Probleme bereiten jedoch die wachsenden Fallzahlen. Von 2008 bis 2012 stieg die Zahl der Patienten in den allgemeinen Notaufnahmen um 19 Prozent auf insgesamt 1,2 Millionen.

Das führt zu Wartezeiten und Personalengpässen. Probleme sieht der Senator auch, weil immer mehr geriatrische und multimorbide Patienten in die Rettungsstellen kommen.

Qualitätsvorgaben für Notfallversorgung

Ärzte, die am Anfang ihrer Weiterbildung stehen, sind bei diesen Patienten oft überfordert, Fachärzte aber nicht immer sofort verfügbar.

Diese Probleme will der Krankenhausplan jetzt mit konkreten Qualitätsanforderungen für die Notfallversorgung angehen. So sollen Notaufnahmen künftig eine eigene ärztliche und pflegerische Leitung und einen festen Stamm an Ärzten erhalten.

Strukturell wird ihnen ein Konzept zur Einschätzung der Behandlungsdringlichkeit und der Wartezeiten, ein geriatrisches und ein Infektionsschutzkonzept abverlangt.

Außerdem sollen sie einen elektronischen Bettenkapazitätsnachweis führen. Damit kann die Feuerwehr Rettungsfahrten ohne aufwändige Telefonate direkt in freie Krankenhäuser steuern. Die Kosten für dieses System bezifferte Czaja auf bis zu 100.000 Euro.

Ferner soll die Zahl der jetzt rund 21.000 Planbetten um etwa 1000 aufgestockt werden. Denn die Bettendichte in der Hauptstadt ist derzeit deutlich geringer und die Auslastung deutlich höher als im Bundesdurchschnitt.

16 Prozent der Klinikpatienten kommen aus dem Umland. Mit Blick darauf kündigte Czaja an, dass ab 2016 die Klinikplanung mit Brandenburg abgestimmt werden soll.

Mehr Betten in Psychiatrie und Geriatrie

Ausgebaut werden sollen die Bettenkapazitäten vor allem im Bereich der Psychiatrie und der Geriatrie. Besonders in der Geriatrie rechnet Czaja mit einem schnell wachsenden Bedarf.

Die Bevölkerungsprognose für die Hauptstadt geht davon aus, dass der Anteil der über 75-Jährigen von 2015 bis 2020 um rund 14,5 Prozent steigt. Qualitativ sieht der Krankenhausplan vor, dass auch sektorübergreifende Netze gebildet werden.

Der Plan soll nach einer Anhörung der Krankenhäuser im Senat im August 2015 beschlossen werden. Die Berliner Krankenhausgesellschaft begrüßt den Plan im Grundsatz, weist aber darauf hin, dass die geforderten Qualitätsstandards refinanziert werden müssten.

Zweifel an der Finanzierbarkeit melden Vertreter der Opposition im Abgeordnetenhaus schon jetzt an.

Der Grünen-Politiker Heiko Thomas sagte: "Dieser Plan würde Berlin schätzungsweise 200 Millionen Euro jährlich kosten und damit etwa das Doppelte der aktuell veranschlagten Gelder." (ami)

Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Kommentar zum Krankenhausplan: Wer soll das bezahlen?

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