Strukturfonds

In Thüringen sind auch Kassen im Boot

KV-Vertreter stimmen dem Fonds zu, mit dem Förderprogramme finanziert werden. Hälftig müssen sich die Kassen beteiligen.

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ERFURT. In Thüringen sollen bestimmte Förderprogramme zur ärztlichen Versorgung in Ärztemangel-Regionen künftig paritätisch von KV und Krankenkassen finanziert werden.

Die Vertreterversammlung der KV Thüringen machte mit einem einstimmig gefassten Beschluss den Weg frei für die Bildung eines Strukturfonds, der im kommenden Jahr erstmals aufgelegt und voraussichtlich mit 1,45 Millionen Euro ausgestattet werden soll.

Die Summe soll nicht nur für Zuschüsse für Praxisneugründungen oder -übernahmen, den Betrieb von Zweigpraxen und die Förderung von Ärzten, die ihre Praxis trotz Ruhestandsalters weiter betreiben, verwendet werden.

Von dem neuen Geldtopf sollen auch die Weiterbildung und der "Ärztescout" - ein Projekt zur Gewinnung von Medizinstudenten, Ärzten in Weiterbildung und jungen Fachärzten für die Niederlassung - profitieren.

Schon bisher werden in Thüringen Praxisneugründungen oder -übernahmen in Regionen mit (drohender) Unterversorgung von der KVT mit bis zu 60.000 Euro bezuschusst. Mit der Bildung eines Strukturfonds, die seit 2012 gesetzlich möglich ist, sind die Kassen stärker in der Pflicht.

Sie müssen sich in gleicher Höhe wie eine KV - die 0,1 Prozent der morbiditätsbedingten Gesamtvergütung beisteuert - an dessen Finanzierung beteiligen. "Mit dem Strukturfonds wird den Gegebenheiten in Thüringen Rechnung getragen", kommentierte der Landeschef des Ersatzkassenverbands vdek, Arnim Findeklee, die Entscheidung der KV.

Kassen sehen Strukturfonds positiv

"Es ist allerdings nicht so, dass die gesetzlichen Krankenkassen bisher nichts für die Sicherstellung der ärztlichen Versorgung getan hätten." Findeklee verweist etwa auf die Kassenbeteiligung an der Stiftung zur Förderung der ambulanten Versorgung in Thüringen, über die unter anderem Weiterbildungsstipendien an Nachwuchsmediziner gezahlt werden.

Grundsätzlich positiv sieht auch der Landeschef der Techniker Krankenkasse (TK), Guido Dressel, den Strukturfonds. Für ihn stellt sich allerdings die Frage, ob einzelne aus diesem Topf zu finanzierende Maßnahmen "gesetzeskompatibel" sind.

Speziell die geplante Förderung des "Ärztescouts" wirft für ihn Fragen auf. Schließlich sei das Projekt am Universitätsklinikum Jena angesiedelt. Damit müsse er eigentlich aus dem Landeshaushalt finanziert werden - und nicht aus dem Geld der Beitragszahler, so der TK-Landeschef.

Zusätzlich zu den Mitteln für den Strukturfonds stellt die KV 2015 weitere zwei Millionen Euro für die Sicherstellung der ärztlichen Versorgung bereit. Die Summe kommt unter anderem der allgemeinmedizinischen Weiterbildung zugute.

Die Zahl der von dieser Förderung profitierenden Ärzte soll von 90 in diesem Jahr auf 100 im Jahr 2015 aufgestockt werden. Auch Zuschüsse für Sicherstellungsassistenten sind möglich. (zei)

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