KBV wie "Denver Clan"

Strafanzeige gegen Köhler und Weidhaas

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Auf der Vertreterversammlung der KV Westfalen-Lippe haben die Vorsitzenden harsche Kritik an der KBV geübt und mit Köhler und Weidhaas abgerechnet - mit klaren Worten und einer Strafanzeige.

Von Ilse Schlingensiepen

DORTMUND. Die Spitze der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) hat erneut harsche Kritik an der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) geübt und einen kompletten Neuanfang gefordert.

"Wir sind nicht gegen die KBV, sondern für die KBV. Wir wollen sie reinigen und sie erneut wieder stark machen", sagte der KVWL-Vorsitzende Dr. Wolfgang-Axel Dryden auf der Vertreterversammlung in Dortmund.

Nur dann könne die KBV in der Politik Akzeptanz zurückgewinnen. "Gelingt das nicht, geht das zulasten aller KVen. Das kann niemand von uns wollen."

Dryden hat in den letzten Wochen offensiv versucht, Aufklärung über das Finanzgebaren und die Personalpolitik der KBV unter ihrem ehemaligen Vorsitzenden Dr. Andreas Köhler zu bringen.

Das hat ihm massive Kritik aus Reihen der KBV-VV eingebracht. Der Vorwurf: Dryden schade dem Ansehen der Körperschaft.

"Pflichtverletzungen liegen vor"

"Ich lasse nicht zu, dass die KBV ausgenutzt wird und aussieht wie ein Selbstbedienungsladen Einzelner, die nicht mehr geerdet sind, sondern sich als Sonnenkönige fühlen", begründete Dryden sein Vorgehen.

Nach seinen Angaben hat ein Gutachten, das von der KBV in Auftrag gegeben worden war, Erschreckendes zu Tage gefördert.

"Die Gutachter kommen zu dem Schluss, dass Schadenersatzansprüche der KBV in Millionenhöhe bestehen, dass Pflichtverletzungen vorliegen, Vereinbarungen sittenwidrig sind, ein leider inzwischen wohl verjährter Vorwurf der Untreue im Amt besteht, pflichtwidrig Zahlungen geleistet und uneidliche Falschaussagen vor Gericht getätigt wurden", berichtete er.

Seines Wissens nach habe der KBV-Vorstand daraus bislang keine Konsequenzen gezogen. Deshalb hat Dryden gemeinsam mit Dr. Dieter Kreye, KV-Vorstand in Mecklenburg-Vorpommern, Strafanzeige gegen Köhler und den Vorsitzenden der KBV-Vertreterversammlung Hans-Jochen Weidhaas gestellt.

Sie wollten selbst nicht in den Verdacht der Strafvereitelung geraten und zudem die Interessen ihrer KVen wahren, erläuterte Dryden den Schritt. Die KVen seien schließlich Betroffene des finanziellen Schadens.

"Kritik zu üben, ist notwendig und sinnvoll"

KVWL-Vize Dr. Gerhard Nordmann verglich die Vorgänge in der KBV mit der Serie "Denver Clan" aus den 80er Jahren. "Da gibt es nicht nur Gute und Böse - da gibt es auch Intriganten und Naive, Tyrannen und Hofnarren, Glücksritter und Betrogene."

Nordmann ist vor Kurzen gemeinsam mit anderen Kritikern vom KBV-Vorsitzenden Dr. Andreas Gassen aus Gremien abberufen worden.

Das sei eine Säuberungsaktion gegen profilierte Kritiker des Systems Gassen/Köhler gewesen, kritisierte Nordmann. "Schöner hätte man das in Nordkorea auch nicht umgesetzt."

Die Forderung nach Informationen und Wahrheit komme offensichtlich bei vielen nicht gut an. Die einen hätten wohl etwas zu verbergen, die anderen wollten viele Dinge lieber gar nicht wissen, mutmaßte Nordmann.

Weder die Geschassten noch die übrigen kritischen Kollegen aus der KBV-VV würden sich aber das offene Wort verbieten lassen. "Kritik zu üben, Transparenz zu fordern war und ist notwendig und sinnvoll."

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