HzV in Ketten

Sachsens KV setzt auf Attacke

Hausärzte am Gängelband ihres Verbands? In der Auseinandersetzung um Selektivverträge scheut die KV Sachsen nicht vor drastischer Bildsprache zurück. Der Hausärzteverband schäumt.

Von Luise Poschmann Veröffentlicht:

DRESDEN. Im Streit um neue Selektivverträge in Sachsen ist der Ton zwischen der KV und dem Sächsischen Hausärzteverband rauer geworden. In einem offenen Brief wirft die Verbandsvorsitzende Ingrid Dänschel der KV Sachsen vor, bewusst gegen die Interessen der Hausärzte und ihrer Patienten zu agieren. Mit ihrem Verhalten in den vergangenen Wochen habe sich die KV als Interessenvertretung der Allgemeinmediziner in Sachsen "endgültig disqualifiziert", schreibt Dänschel.

Auslöser für die Empörung sind Aussagen des KV-Vorstandsvorsitzenden Dr. Klaus Heckemann in der Januar-Ausgabe der "KVS-Mitteilungen". Im Editorial wirbt er für einen Vertrag, den die KV Sachsen mit der AOK Plus im Rahmen eines Modellvorhabens geschlossen hat.

Zugleich widmet er sich kritisch dem Vertrag zur hausarztzentrierten Versorgung (HzV), der zwischen Hausärzteverband und AOK Plus in einem Schiedsverfahren festgesetzt wurde. Heckemann bezeichnete den Vertrag des Hausärzteverbands als "ungewisses Neuland" für Hausärzte. Beide Verträge sollen zum 1. April 2016 finanzwirksam sein, die Einschreibungen dazu laufen bereits.

Dänschel wirft dem KV-Vorsitzenden vor, Halbwahrheiten zu verbreiten - etwa über Geld, auf das die sächsischen Hausärzte aufgrund einer mangelnden Kooperation des Verbandes in früheren Jahren angeblich verzichten mussten. Heckemann wolle die Ärzte verunsichern, kritisiert Dänschel. Dazu bediene er sich auch einer diffamierenden Darstellung auf dem Titelblatt des Heftes.

Dort wird die KV in Form von stilisierten Figuren als guter Partner der Ärzte und der AOK Plus dargestellt, wohingegen daneben ein Arzt an der Kette der Hausärztlichen Vertragsgemeinschaft (HÄGV) hängt. Mit ihrem Verhalten lasse sich die KV Sachsen von der Kasse instrumentalisieren und unterstütze die AOK Plus bei ihrer Weigerung, den HzV-Vertrag mit dem Verband umzusetzen, meint Dänschel.

Die AOK Plus behält sich vor, gegen den Schiedsspruch zu klagen, wie die Pressestelle auf Anfrage bestätigte. Aus Sicht der Kasse würden die "im Vertrag festgelegten Vergütungen nicht dem Wirtschaftlichkeitsgebot entsprechen", hieß es seitens der AOK Plus. Eine Klage hätte allerdings keine aufschiebende Wirkung, an der Umsetzung des Vertrages wird der Kasse zufolge bereits gearbeitet.

Aus Sicht der KV einerseits und des Hausärzteverbandes andererseits bietet der jeweils eigene Vertrag die besseren Bedingungen für die Hausärzte. Dabei geht es um die Höhe und die Art und Weise der Vergütung, aber auch um die Technik, die bei der Übermittlung von Daten verwendet werden soll. Nach Angaben der AOK Plus können beide Verträge nebeneinander existieren - die Krankenkasse wolle "den Wettbewerb um eine bessere Versorgung fördern", hieß es.

Mehr zum Thema

Medizinforschungsgesetz

Regierung: Ethikkommission beim Bund bleibt unabhängig

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Umstellung auf Living Guideline

S3-Leitlinie zu Pankreaskrebs aktualisiert

Lesetipps
Gefangen in der Gedankenspirale: Personen mit Depressionen und übertriebenen Ängsten profitieren von Entropie-steigernden Wirkstoffen wie Psychedelika.

© Jacqueline Weber / stock.adobe.com

Jahrestagung Amerikanische Neurologen

Eine Frage der Entropie: Wie Psychedelika bei Depressionen wirken

Gesundheitsminister Lauterbach hat angekündigt, den Entwurf für die Klinikreform am 8. Mai im Kabinett beraten lassen zu wollen. 

© picture alliance / Geisler-Fotopress

Großes Reformpuzzle

So will Lauterbach den Krankenhaus-Sektor umbauen