Qualitätsmaßstäbe

Klinikreform nimmt Fahrt auf

In der Krankenhaus-Szene wird verstärkt über Qualität diskutiert. Grund: Die Klinikreform nimmt Gestalt an.

Anno FrickeVon Anno Fricke Veröffentlicht:
Operateure bei der Arbeit. Die Klinikreform stürzt den stationären Sektor erneut in die Qualitätsdebatte.

Operateure bei der Arbeit. Die Klinikreform stürzt den stationären Sektor erneut in die Qualitätsdebatte.

© Kzenon / fotolia.com

BERLIN. Die Krankenhausreform setzt sich in Bewegung. Erste Entscheidungsgrundlagen für die Mitglieder des GBA liefert in diesen Tagen das Institut für Qualitätssicherung und Transparenz im Gesundheitswesen (IQTiG) zu.

Welche strukturellen Defizite und Versäumnisse im Betrieb genau dazu beitragen könnten, ein Krankenhaus oder eine Abteilung finanziell zu sanktionieren oder in letzter Konsequenz zu schließen, wollte IQTiG-Leiter Dr. Christof Veit noch nicht en detail preisgeben.

Nicht zu erfüllende Anforderungen werden aber wohl nicht unter der ersten Runde von Indikatoren sein, die das Institut kommende Woche an den GBA übermittelt. Es handelt sich nämlich nicht um neu formulierte, sondern um die bestehenden Indikatoren.

Das hat Veit beim Forum der Stiftung Initiative Qualitätskliniken (SIQ) am Dienstag in Berlin angekündigt. Das IQTiG werde zudem keine Empfehlungen für Strukturentscheidungen der Planungsbehörden der Länder aussprechen, sagte Veit.

Personalschlüssel in Frühchenstationen

Das Institut werde in den öffentlichen Qualitätsberichten vielmehr deutlich machen, ob ein Krankenhaus innerhalb eines akzeptablen Qualitätsspielraums agiere, oder nicht. Plastisch wird das am Beispiel der Personalschlüssel in Frühchenstationen. Dort sollten immer ausreichend Fachärzte für Pädiatrie Dienst tun.

Das sei aber nach Datenlage derzeit nicht der Fall, sagte Veit. Die Daten reichten aus, um festzustellen, dass die Abwesenheit von Pädiatern in Neonatologien für die Sterblichkeitsraten in diesen Abteilungen relevant sei.

Im Dezember 2016 soll der Gemeinsame Bundesausschuss (GBA) die Qualitätsindikatoren verbindlich benennen, die für die Krankenhausplanung der Länder relevant werden sollen. Der Startschuss zur Anwendung der Indikatoren soll zum Jahreswechsel fallen.

Das Krankenhausstrukturgesetz sieht auch vor, gute Qualität finanziell zu belohnen und schlechte mit Abschlägen abzustrafen. "Dafür brauchen wir noch Fantasie", gestand Veit ein. Tot sei die Idee auf keinen Fall. Ein Anreiz könne sein, Boni für die prompte Implementierung neuer Leitlinien auszuloben, sagte Veit. Gute Vorschläge, wie schlechte Qualität sanktioniert werden kann, stehen dagegen noch aus.

Skepsis bei pay for performance

Bei der Verknüpfung von Qualität und Vergütung (pay for performance) herrscht Skepsis vor. Möglichkeiten ergäben sich bei den ebenfalls vom Gesetz vorgesehenen Qualitätsverträgen von Kassen und Krankenhäusern. Regionale Ausschreibungen für planbare Operationen könnten interessant werden, sagte AOK-Bundesverbandschef Martin Litsch.

"Die Errichtung des IQTiG hat noch kein Problem gelöst", sagte Litsch. Man müsse dringend über den Facharztstatus auf den Stationen reden. Mindestmengen seien ebenso Voraussetzung für Qualität. "Mindestmengen haben etwas mit Ergebnissen zu tun", sagte Litsch.

Der Präsident der Deutschen Krankenhausgesellschaft Thomas Reumann warnte vor einem Zielkonflikt. Gehe es bei der Reform eher darum, die Qualität anzuheben, oder darum, die Klinikstrukturen zu verändern? fragte Reumann. Die Planung solle nicht in erster Linie an Qualitätsindikatoren, sondern an Patientenbedürfnissen ausgerichtet werden.

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