Masterplan

Hausärzte attackieren Marburger Bund

Hausärzte und Fachgesellschaft reagieren entsetzt auf die Verschiebung. Jetzt richten sich die Pfeile gegen den Marburger Bund.

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BERLIN/DÜSSELDORF. Die Verzögerungen beim Masterplan Medizinstudium 2020 haben in der Ärzteschaft Kritik ausgelöst. Die Kultusministerkonferenz hat vergangene Woche den Beschluss des Masterplans vertagt, weil über die Finanzierung der insgesamt rund 40 Maßnahmen strittig ist.

Die Deutsche Gesellschaft für Allgemein- und Familienmedizin (DEGAM) bezeichnete die Vertagung als "unverantwortlich". Dies zeuge von "mangelndem Mut", sinnvolle Reformen im Interesse einer guten Patientenversorgung umzusetzen. Wenn eine Verabschiedung in dieser Legislatur nicht mehr gelinge, dann müssten "die Parteien im Wahlkampf Farbe bekennen, wo sie bei dieser Frage stehen", forderte DEGAM-Präsidentin Professor Erika Baum.

Der Medizinische Fakultätentag (MFT) beklagte, die Landesgesundheitsministerien habe die Beträge immer kleingeredet und das, obwohl die Landesfinanzminister bereits vergangenes Jahr darauf hingewiesen hätten, dass die Umsetzung einen dreistelligen Millionenbetrag kosten könnte, sagte eine MFT-Sprecherin der "Ärzte Zeitung". Bund und Länder dürften die Fakultäten nicht allein lassen, wenn echte Verbesserungen in der Qualität des Studiums erreicht werden sollen, forderte der MFT.

Die baden-württembergische Wissenschaftsministerin Theresia Bauer (Grüne) forderte einen verbindlichen Finanzierungsbeitrag des Bundes und der Träger der Gesundheitsversorgung für den Masterplan. Anderenfalls, so Bauer, wachse die Gefahr, dass die gesamte Finanzierung an den Wissenschaftshaushalten hänge. "Und der Druck, diese anzuzapfen, wird zunehmen, sobald der Masterplan erst einmal beschlossen ist", sagte Bauer der "Ärzte Zeitung".

Der Deutsche Hausärzteverband warnte, ein Scheitern des Masterplans könnte fatale Folgen für die hausärztliche Nachwuchssicherung haben. "Was wir aktuell erleben, ist ein Spiel mit dem Feuer", sagte Verbandschef Ulrich Weigeldt. Die Stärkung der Allgemeinmedizin im Studium sei eine Voraussetzung, um mehr Studierende für den Hausarztberuf zu begeistern. Harsche Kritik übte er am Marburger Bund. Weigeldt warf dem MB vor, aus "machttaktischen Gründen" den Masterplan in Frage zu stellen. Nordrheins Kammer-Präsident Rudolf Henke hat den Beschluss der Kultusminister "irritierend" genannt. Henke forderte bei der Kammerversammlung in Düsseldorf, die Zahl der Medizinstudienplätze bundesweit um "mindestens 1000" aufzustocken und dies auch zu finanzieren. Durch die erneute Vertagung würden notwendige Schritte für eine bessere Versorgung verhindert, kritisierte er.

In seiner Eigenschaft als Vorsitzender des Marburger Bundes hatte Henke am Freitag die Vertagung des Masterplans auch als "Chance" bezeichnet. Denn der Plan enthalte auch "unsinnige Maßnahmen" wie neue Prüfungen am Studienende sowie eine Änderung der "bewährten Tertialstruktur des PJ".

Im Masterplan ist eine Stärkung der Allgemeinmedizin an mehreren Stellen vorgesehen: Das Fach soll verpflichtender mündlicher Prüfungsgegenstand im dritten Staatsexamen werden. Studierende sollen ein Quartal ihres PJ verpflichtend in der ambulanten vertragsärztlichen Versorgung absolvieren. Zudem sieht der Masterplan vor, Lehrstühle für Allgemeinmedizin an allen medizinischen Fakultäten einzurichten.(fst/iss)

Lesen Sie dazu auch: Kultusminister vertagen Entscheidung über Masterplan

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