116.117

KV Hessen kurbelt Werbung an

Die KV Hessen will die 116.117 bekannter machen: mit Werbematerial und einer eigenen App. Doch auch die Kliniken werden in die Pflicht genommen.

Von Jana Kötter Veröffentlicht:

FRANKFURT/MAIN. In Hessen niedergelassene Hausärzte und grundversorgende Fachärzte erhalten in den kommenden Tagen Post von der KV: Am Freitag sollen die ersten Informationspakete zum Ärztlichen Bereitschaftsdienst (ÄBD) mit je einem Wartezimmerplakat und 500 Postkarten sowie Visitenkarten versendet werden. Sie sind Teil der neuen Informationskampagne "116.117 – Die Nummer, die hilft" der KV Hessen.

"Offensichtlich wissen viele Patienten nicht oder nicht mehr, wer im Fall einer Erkrankung der richtige Ansprechpartner ist", erklärte Dr. Klaus-Wolfgang Richter, Vorsitzender der hessischen Vertreterversammlung, am Dienstag bei der Vorstellung der Kampagne. Mit den Werbematerialien, aber auch der eigenen App will die KV Patienten daher quasi Nachhilfe in Sachen Strukturen der ambulanten Versorgung geben. Die iOS-App zum ÄBD, die unter dem Stichwort "Bereitschaftsdienst Hessen" gefunden werden kann, soll bald durch eine Android-Version ergänzt werden. In einem nächsten Schritt sei es auch denkbar, Apotheken, Rathäuser oder Kliniken mit Werbematerialien auszustatten.

Doch nicht nur das Informationsdefizit auf Seiten der Patienten und die mangelnde Bereitschaft, den ÄBD aufzusuchen, macht die KV Hessen für die falsche Inanspruchnahme verantwortlich. Das Kommunikationsdefizit der Kliniken sei dafür ebenso zu benennen, so Vize-Vorstandsvorsitzender Dr. Eckhard Starke.

Daher nimmt die KV auch die Kliniken in die Pflicht. So passe das digitale Angebot vieler Häuser nicht mit den Wasserstandsmeldungen aus den Notaufnahmen zusammen, sagte Starke. Die KV hat die Internetauftritte jener 45 Kliniken unter die Lupe genommen, an denen bereits heute ÄBD-Zentralen angesiedelt sind. Das Ergebnis: 38 Prozent der Kliniken enthalten laut Angaben der KV keinen Hinweis auf die ÄBD-Zentralen, 42 Prozent nur "minimale Informationen". Nur jede fünfte Klinik führt ausführliche Informationen zu Telefonnummer, Adresse und Öffnungszeiten der am Klinikum angesiedelten ÄBD-Zentrale auf, bemängelt Starke.

Bringen sich beide Seiten ein, um der 116.117 zu mehr Bekanntheit zu verhelfen, so könne dies auch helfen, den jüngsten "Schlagabtausch" zwischen KV und hessischen Kliniken zu entschärfen, meint Richter. Zuletzt hatte sich der Streit an der Einführung einer neuen Sichtungsgebühr für unkritische Fälle entzündet (die "Ärzte Zeitung" berichtete). Die KV sei derzeit dabei, Partnerpraxen in der Umgebung von Kliniken zu finden, die akute, nicht lebensbedrohliche Fälle aus den Notfallambulanzen übernehmen können, so Starke. "Aber es ist umgekehrt Verpflichtung der Kliniken, sich auf diese Notfälle zu beschränken."

38% der 45 hessischen Kliniken, an denen eine ÄBD-Zentrale angesiedelt ist, haben laut einer Auswertung der KV Hessen keinen Hinweis auf dieses Angebot auf ihrer Internetseite.

Schlagworte:
Mehr zum Thema
Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Weniger Rezidive

Hustenstiller lindert Agitation bei Alzheimer

Interview

vdek-Chefin Elsner: „Es werden munter weiter Lasten auf die GKV verlagert!“

Lesetipps
Experten fordern von Bund und Ländern verbindliche Vorgaben für die Kooperation von Rettungsleitstellen (Bild) und ärztlichem Bereitschaftsdienst.

© Heiko Rebsch / dpa / picture alliance

Reform des Rettungsdienstes

Bereitschaftsdienst und Rettungsleitstellen sollen eng aneinanderrücken

Die Gesundheitsversorgung der Bevölkerung steht in vielen Ländern vor großen Herausforderungen. Ein Arzt aus Israel fordert deshalb mehr Zusammenarbeit.

© Vladislav / stock.adobe.com

Weiterentwicklung der Versorgung

Experte: Bei der Transformation international die Kräfte bündeln!

KBV-Chef Dr. Andreas Gassen forderte am Mittwoch beim Gesundheitskongress des Westens unter anderem, die dringend notwendige Entbudgetierung der niedergelassenen Haus- und Fachärzte müsse von einer „intelligenten“ Gebührenordnung flankiert werden.

© WISO/Schmidt-Dominé

Gesundheitskongress des Westens

KBV-Chef Gassen fordert: Vergütungsreform muss die Patienten einbeziehen