Start des Haupstadtkongresses

Gröhe sorgt sich um Nachwuchs

Der Gesundheitsminister gibt einen Blick in die Zukunft: Auch nach der Wahl werden Themen wie die Nachwuchssicherung und mehr Gesundheitskompetenz auf der Agenda stehen. Und auch Ärzte werden weiter an sich arbeiten müssen, sagte Gröhe zum Start des Hauptstadtkongresses am Dienstag.

Helmut LaschetVon Helmut Laschet Veröffentlicht:
Blick in die nächste Legislaturperiode: Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe beim Hauptstadtkongress.

Blick in die nächste Legislaturperiode: Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe beim Hauptstadtkongress.

© Stephanie Pilick

Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) sieht keinen Grund, an der Systematik der kassenindividuellen Zusatzbeiträge etwas zu ändern oder gar zu einer paritätischen Finanzierung zurückzukehren, wie dies der SPD-Koalitionspartner fordert. In den vergangenen vier Jahren sei der Zusatzbeitrag im Durchschnitt um 0,2 Prozentpunkte gestiegen. "Das sind bei einem Einkommen von 3000 Euro monatlich sechs Euro zusätzlicher Beitrag oder zwei Glas Bier", sagte Gröhe am Dienstag bei der Eröffnung des 20. Hauptstadtkongresses in Berlin. Er werde keine Aussage über eine maximale Höhe des Zusatzbeitrages machen.

Das Instrument des Zusatzbeitrags sei geschaffen worden, um Lohnnebenkosten zu begrenzen und die Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt zu fördern. Davon profitiere heute die GKV. Ferner sei der Zusatzbeitrag ein wesentliches Element im Wettbewerb um Wirtschaftlichkeit und Versichertenservice.

Das Konzept der Bürgerversicherung lehnt Gröhe ab: "Nur der Name ist gut daran." Das Geschäftsmodell der PKV werde nicht in Frage gestellt, der Systemwettbewerb von gesetzlicher und privater Krankenversicherung sei sinnvoll. Beide Systeme profitierten gegenseitig: die GKV von der Innovationsoffenheit der PKV und die privaten Versicherungen von der Rabattpolitik der GKV, etwa die nach der frühen Nutzenbewertung durch den GKV-Spitzenverband ausgehandelten Erstattungsbeträge für neue Arzneimittel.

Eine weitere Herausforderung sieht Gröhe in der Nachwuchssicherung und im Personalmangel in Pflegeberufen: "Der Unmut der Pflegeberufe ist mein Rückenwind", sagte Gröhe, der ausdrücklich "dramatische regionale Lohnunterschiede von 1000 Euro monatlich" kritisierte. Vor allem die Deckung des großen Personalbedarfs in der Altenpflege sei "kein Selbstläufer".

Ausdrücklich begrüßte Gröhe das positive Votum des Ärztetages zum Physician Assistant. Kritik an einer Akademisierung der nichtärztlichen Gesundheitsberufe lässt Gröhe nicht gelten: Der tatsächliche Anteil von Akademikern in diesen Berufen liege bei unter einem Prozent. Bei der Debatte um die Reform der Ausbildung für die Pflegeberufe sei schließlich entschieden worden, als minimale Einstiegsqualifikation den qualifizierten Hauptschulabschluss zu verlangen. Die entscheidende Frage sei, welche Qualifikation für die Versorgung benötigt werde.

Dringend verbesserungsbedürftig sei die Kommunikationsfähigkeit von Ärzten. Ein hohes Fachwissen allein sei nicht ausreichend. Aus diesem Grund soll mit dem Masterplan Medizinstudium 2020 ein das ganze Studium begleitendes Curriculum "Arzt-Patienten-Gespräch" eingeführt werden. Optimistisch zeigte sich Gröhe, was die Finanzierung der Studienreform und die weitere Entwicklung der Hochschulkapazitäten angeht. Als positive Signale sieht er die Ankündigung von Bayern, in Augsburg eine neue medizinische Fakultät einzurichten, und von Nordrhein-Westfalen, in Bielefeld die Gesundheitswissenschaft ebenfalls mit einer Medizinfakultät aufzuwerten.

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