Vor der Wahl

Gröhes Aussicht – Vernetzung und Nachwuchs bleiben Thema

Gesundheitsminister Gröhe sieht die Agenda der nächsten Legislaturperiode bereits deutlich. Aus Nordrhein bekommt sein Ressort zusätzlich einen klaren Auftrag mit auf den Weg.

Ilse SchlingensiepenVon Ilse Schlingensiepen Veröffentlicht:
Sieht die Prioritäten nach der Bundestagswahl deutlich: Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) vor Journalisten.

Sieht die Prioritäten nach der Bundestagswahl deutlich: Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) vor Journalisten.

© Jörg Sarbach / dpa (Archivbild)

DÜSSELDORF. Die kommende Legislaturperiode wird in der Gesundheitspolitik vor allem von zwei Themen dominiert, erwartet Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU): der Vernetzung und dem Kampf gegen den Nachwuchsmangel. Bei einem von der KV Nordrhein (KVNo) veranstalteten gesundheitspolitischen Abend machte Gröhe erneut klar, dass er dabei gern selbst das Ruder in der Hand halten möchte. "Ich betrachte diese Legislaturperiode als erste Halbzeit."

Ohne eine bessere Vernetzung der Akteure und die Motivation von jungen Menschen, sich in einem Gesundheitsberuf zu engagieren, werden die Herausforderungen durch die demografische Entwicklung nicht zu stemmen sein, betonte der CDU-Politiker. Er forderte alle Beteiligten auf, die notwendige Diskussion über eine bessere Zusammenarbeit "weniger angstbesetzt" als bislang zu führen. "Es steht alles unter der Überschrift: Keinem wird die Arbeit ausgehen." Das gelte gerade auch für die bessere Verzahnung des ambulanten und des stationären Sektors. "Die Aufgaben zwischen den Sektoren werden anders verteilt werden müssen."

Gröhe forderte die niedergelassenen Ärzte und die Krankenhäuser auf, Reformbedarf nicht nur bei der jeweils anderen Seite zu sehen. Als Beispiel nannte er die Notfallversorgung. "Ich hoffe, dass es bald einen gemeinsamen Vorschlag gibt." Schließlich helfe das aktuelle Gegeneinander denjenigen überhaupt nicht, die vor Ort die Versorgung gestalten müssen.

Auch nach Ansicht des Vorstandsvorsitzenden der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) Dr. Andreas Gassen sind bei der Notfallversorgung neue Formen der Kooperation nötig, beispielsweise Portalpraxen. Die KBV suche das Gespräch mit den Krankenhausärzten, Gesprächstermine mit dem Marburger Bund seien bereits vereinbart, berichtete er. "Was wir alle nicht wollen, sind Doppelstrukturen."

Gassen verband sein Bekenntnis zu einer guten und leistungsfähigen Krankenhauslandschaft aber mit der Forderung nach einem Abbau der stationären Kapazitäten. An den geeigneten Standorten sollten Krankenhausstrukturen in ambulante oder teilstationäre Angebote umgewandelt werden. Das könne über Praxiskliniken geschehen, über die enge Kooperation von Belegärzten mit bestimmten Abteilungen oder über MVZ, die von Niedergelassenen gegebenenfalls auch in Zusammenarbeit mit Klinikärzten geführt werden. "Es darf keine Denkverbote geben", sagte Gassen.

Der KVNo-Vorsitzende Dr. Frank Bergmann sieht in den Sektorengrenzen nach wie vor das zentrale Strukturdefizit. "Bisher gelingt es nur auf der Basis von zeitlich und regional begrenzten Modellprojekten, diese Trennung zu überwinden." Hoffnung setzt Bergmann in den Innovationsfonds. Die Voraussetzungen, um Erkenntnisse aus diesem "Entwicklungslabor" in die Regelversorgung zu übertragen, seien besser als bei der integrierten Versorgung. "Ich würde mir wünschen, dass wir die Projekte länger durchführen können als in den angedachten vier Jahren."

Er nutzte die Gelegenheit, um Gröhe beim Thema Konvergenz in die Pflicht zu nehmen. Seit 2009 laufe die KVNo mit Blick auf die morbiditätsbedingte Vergütung einem Rückstand hinterher, der sich auf Millionenbeträge summiert habe. Zwar haben die betroffenen KVen in diesem Jahr die Möglichkeit, mit den Krankenkassen eine Aufstockung der Vergütung zu verhandeln. Angesichts der vielen Nebenbedingungen und Voraussetzungen zu den gesetzlichen Regelungen und den bisherigen Erfahrungen in anderen Bundesländern ist Bergmann aber skeptisch, ob dies reicht, um die Probleme in Nordrhein zu lösen. "Ich kann nur appellieren, die Umsetzung der Konvergenz durch die Vertragspartner genau zu beobachten und daraus gegebenenfalls Konsequenzen zu ziehen", sagte Bergmann.

Er erwarte, dass die Gesetzesvorgaben umgesetzt werden, betonte Gröhe. "Seien Sie sicher, dass wir am Ball bleiben!"

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