Brandenburg

Neues KV-Konzept für die Bereitschaftsdienste

Die KV Brandenburg arbeitet engagiert am Aufbau eines neuen Bereitschaftsdienst-Konzeptes. Die wichtigsten Bausteine: Spezielle Praxen, eine zentrale telefonische Koordinierungsstelle und Ärzte, die über Tagesdienstpläne bereit stehen, um NichtNotfall-Patienten zeitnah zu behandeln.

Julia FrischVon Julia Frisch Veröffentlicht:
Dauerbrenner Bereitschaftsdienste: Brandenburg setzt auf Innovation.

Dauerbrenner Bereitschaftsdienste: Brandenburg setzt auf Innovation.

© Michael Reichel / dpa

POTSDAM. Mit ihrem neuen Konzept "4.0" sieht sich die Kassenärztliche Vereinigung Brandenburg auf einem guten Weg. Dass es funktionieren wird, davon ist sie überzeugt. Seit 2012 hat die KV nämlich schon sechs Bereitschaftsdienst-Praxen an Krankenhäusern eröffnet. Zug um Zug schälte sich dabei das Konzept heraus, das seit April dieses Jahres in der neuen Bereitschaftsdienstpraxis an der Achenbach-Klinik in Königs Wusterhausen zum ersten Mal angewendet wird.

Diese neue Struktur soll als Blaupause für die weiteren ungefähr 14 Bereitschaftsdienstpraxen dienen, welche die KV noch aufbauen will. Bis 2020 sollen rund 20 dieser Einrichtungen in ganz Brandenburg zur Verfügung stehen. Die Verhandlungen mit Krankenhäusern laufen. Teilweise, berichtet KV-Vorstand Dr. Peter Noack, treten die Kliniken von sich aus an die Kassenärztliche Vereinigung heran.

Neues Grundprinzip

Das Grundprinzip des neuen Bereitschaftsdienstes lautet: "Der Patient muss zum Arzt und nicht mehr der Arzt zum Patienten", so Noack. Und das funktioniert so: Über die Telefonnummer 116.117 rufen Patienten bei der zentralen Koordinierungsstelle an. Handelt es sich nach Eindruck der dortigen Mitarbeiter um einen dringenden Notfall, wird die Rettungsleitstelle informiert. Anderenfalls vermittelt die Koordinierungsstelle die Patienten an die Bereitschaftsdienstpraxis.

Dort entscheiden die Ärzte, ob der Patient ein Fall fürs Krankenhaus ist oder doch in den ambulanten Bereich verwiesen werden kann. Über Tagesdienstpläne stehen Ärzte in Praxen bereit, die am gleichen oder spätestens am folgenden Tag die Patienten untersuchen und behandeln können.

Für Patienten, die wie zum Beispiel Pflegeheimbewohner nicht in der Lage sind, in die Bereitschaftsdienstpraxis zu fahren, stehen sogenannte "Einsatzärzte" bereit. Sie übernehmen im Fall der Fälle dann die Hausbesuche. In Königs Wusterhausen ist die Koordinierungsstelle momentan nur während der Bereitschaftsdienstzeiten besetzt. In Zukunft, so Noack, soll sie aber den ganzen Tag über die Anrufe der Patienten übernehmen und diese steuern.

KV setzt auf freiwillige Dienste

Die Bereitschaftspraxen an den Kliniken werden abwechselnd mit niedergelassenen und Klinikärzten besetzt sein. Die KV setzt bei den Kollegen weiterhin darauf, dass diese freiwillig in ausreichender Zahl die Dienste übernehmen.

Bei einer Umfrage vor einigen Jahren erklärten sich immerhin zwischen 30 und 40 Prozent der Niedergelassenen bereit, weiterhin Bereitschaftsdienste zu schieben. Die übrigen signalisierten, dass sie den Dienst wenigstens über Honorarabgaben unterstützen würden. "30 bis 40 Prozent der Ärzte würden ausreichen, um unser Konzept umzusetzen", sagt der KV-Vorsitzende Noack.

50 Euro Vergütung pro Stunde

Ein Anreiz zum Mitmachen soll natürlich die Vergütung sein: Sie erfolgt über die Einzelleistungsabrechnung mit einer Mindestvergütung von 50 Euro pro Stunde. Ob das jüngste Urteil des Bundessozialgerichts zur Notdienstvergütung hier Nachbesserungsbedarf auslösen wird, dazu wollte sich die KV noch nicht äußern. Eine schriftliche Begründung des Urteils liege noch nicht vor. Das Gericht hat eine zusätzliche Notdienstpauschale für niedergelassene Ärzte für ungültig erklärt.

Ohne die ärztliche Vergütung kostet der schrittweise Aufbau des neuen Bereitschaftsdienstes die KV rund zwei bis 2,5 Millionen Euro pro Jahr. In den Verhandlungen über die morbiditätsorientierte Gesamtvergütung (MGV) bemüht sie sich derzeit, dass auch die Kassen ihr Scherflein dazu beitragen. Angesichts eines jährlichen MGV-Budgets von 880 Millionen Euro "wäre das ein Klacks für die Kassen", sagt Noack.

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