"Wie geht‘s weiter, Herr Gröhe?"

Nach der Wahl muss Vernetzung auf die Agenda!

Gesundheitsminister Gröhe gibt einen Ausblick auf die nächste Legislaturperiode: Die stärkere Vernetzung der Akteure müsse dann höchste Priorität haben. Der Innovationsfonds soll dazu zur Dauer-Einrichtung werden.

Von Jana Kötter und Marco Hübner Veröffentlicht:
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Veröffentlicht: 16.08.2017 © Springer Medizin

Welche Ziele hat Hermann Gröhe für die nächste Legislaturperiode? Wiederwahl vorausgesetzt.

FRANKFURT/MAIN. Die Vernetzung wird eines der wichtigsten Themen der kommenden Legislaturperiode sein. "Auch Patienten werden zunehmend einfordern, dass sie eine zentrale Anlaufstelle haben und alle weiteren Akteure gut zusammenarbeiten", betonte Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) am Dienstagabend. Auf Einladung der KV Hessen stellte er sich in Frankfurt den Fragen der Mitglieder und gab einen Ausblick auf die Zeit nach der Bundestagswahl.

Als konkretes Beispiel nannte er den Übergang von Pflege zu Palliativmedizin: Der Pflegebedürftige solle zum Lebensende hin nicht aus der stationären Einrichtung in ein Hospiz verlegt werden müssen; vielmehr müsse die Palliativmedizin zum Betroffenen kommen. Gerade der Blick in andere Länder zeige, dass in Deutschland in Sachen Teamarbeit "Luft nach oben" bestehe, mahnte der Minister. Er erinnerte einmal mehr an eine "Cooperative Care", also das Zusammenspiel verschiedener Akteure in Gesundheitsversorgung und Pflege, wie sie in angelsächsischen Ländern bereits üblich ist. Wichtig beim Erarbeiten solch neuer Konzepte sei jedoch, Stärken des deutschen Systems wie die freie Arztwahl oder die Niederlassungsfreiheit nicht zu gefährden.

Er könne sich sehr gut vorstellen, dieses und weitere Themen in einer weiteren Legislatur als Gesundheitsminister voranzutreiben, bestärkt Gröhe im Video-Interview mit der "Ärzte Zeitung". Große Hoffnung setze er darüber hinaus auf Telemedizin und Innovationsfonds: In Frankfurt betonte Gröhe, dass der Topf zur Unterstützung innovativer Versorgungsprojekte über die zunächst auf vier Jahre ausgelegte Förderzeit hinaus entfristet werden müsse. "Bei der guten Finanzlage muss es sich die GKV leisten, für solch ein Instrument 300 Millionen Euro im Jahr in die Hand zu nehmen", betonte Gröhe. Der Bundestag müsse in der neuen Legislaturperiode die entsprechenden Weichen stellen, den Fördertopf zum immerwährenden Instrument zu machen.

Unter den bislang geförderten Projekten lobte Gröhe – Stichwort Teamwork – jene, die eine Aufwertung etwa der Medizinischen Fachangestellten (MFA) zum Ziel haben. "Ich bin froh, dass dieses Thema mittlerweile weniger angstbesetzt diskutiert werden kann", so der Minister. Gerade in Bereichen wie Lebensstilberatung oder Gesundheit am Arbeitsplatz zeige sich der Mehrwert neuer arztunterstützender Berufe. Gleichzeitig müssten Ärzte bereit sein mehr Aufgaben zu delegieren, um qualifizierte MFA für ihre Praxis zu gewinnen, mahnte Gröhe.

In Sachen Physician Assistant – hier fehle jedoch noch ein deutscher Begriff, erinnerte Gröhe – habe der Deutsche Ärztetag in Freiburg ein wichtiges Zeichen gesetzt (die "Ärzte Zeitung" berichtete).

Als Fazit der vergangenen Legislatur betonte Gröhe, dass die Aufgaben des Koalitionsvertrages abgearbeitet worden seien. Auch in der Selbstverwaltung habe man das Tempo seiner Gesetze "deutlich gespürt", betonte Hessens KV-Chef Frank Dastych. Doch die Arbeit sei nicht getan: Nun gehe es um die konkrete Umsetzung, etwa das Erarbeiten der Curricula nach der Pflegeberufereform, so Gröhe. In Sachen Medizinstudium sieht er über den Masterplan 2020 hinaus Handlungsbedarf: "Wir brauchen eine moderate Erhöhung der Studienplätze." In einigen Ländern seien dazu – etwa mit einer neuen Fakultät in Augsburg – bereits die Weichen gestellt worden.

Und auch vor der Wahl hofft Gröhe auf einen weiteren Baustein: In seiner letzten Sitzung vor der Wahl soll der Bundesrat grünes Licht für die neue Approbationsordnung in der Zahnmedizin geben.

Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Gröhes Zukunftspläne

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