Operative Eingriffe

Fachgesellschaften klar für Mindestmengen

Komplexe chirurgische Eingriffe müssen auf Zentren beschränkt und durch Mindestmengen flankiert werden. Ein klares Plädoyer der Fachgesellschaften für Gastroenterologie sowie für Allgemein- und Viszeral- chirurgie.

Helmut LaschetVon Helmut Laschet Veröffentlicht:
Übung macht den Meister. Vertreter operativer Fächer plädieren immer stärker für Mindestmengen bei chirurgischen Eingriffen.

Übung macht den Meister. Vertreter operativer Fächer plädieren immer stärker für Mindestmengen bei chirurgischen Eingriffen.

© Kzenon / fotolia.com

BERLIN. Zentrenbildung mit interdisziplinären Teams, die sieben Tag in der Woche rund um die Uhr zur Verfügung stehen, sowie die Festlegung verbindlicher Mindestmengen für komplexe chirurgische Eingriffe fordern die Fachgesellschaften für Gastroenterologie und Allgemein- und Viszeralchirurgie im Vorfeld ihrer in dieser Woche stattfindenden Herbsttagungen in Dresden.

Deutschland sei, was die Festlegung und Durchsetzung von Mindestmengen angehe, international Schlusslicht, kritisierte Professor Markus Lerch von der Fachgesellschaft für Gastroenterologie in Berlin. Zwischen Mindestmengen, Komplikationsraten und Ergebnisqualitäten gebe es einen belegten Zusammenhang. Beispielsweise seien die Überlebensraten nach einer Pankreas-Operation in Krankenhäusern mit geringen Fallzahlen nur halb so hoch wie in Behandlungszentren. 50 Prozent der Krankenhäuser, die Pankreas-Eingriffe durchführen, erreichen nach Lerchs Angaben die Mindestmengen nicht.

Lerch: "Je kleiner eine Klinik, desto schlechter ist die Kooperation von Gastroenterologen und Chirurgen. Idealerweise muss aber ein interdisziplinäres Tumorboard über die individuell beste Therapiestrategie entscheiden."

Ursächlich für strukturelle Probleme sind nach Auffassung von Professor Albrecht Stier, dem Präsidenten der Gesellschaft für Akut- und Viszeralchirurgie, Fehlanreize im DRG-System und die Pflicht der Kassen, alle Leistungen ohne Rücksicht auf Struktur- und Ergebnisqualität zu vergüten. Auch seien zuweisende niedergelassene Ärzte nicht in der Lage, klinikindividuell Ergebnisqualität und das Risiko für Komplikationen zu erkennen.

Seit zehn Jahren baut aber die Fachgesellschaft eine qualitätsbezogene Dokumentation zur Erfassung der Ergebnisqualität von Krebsoperationen in mehr als 400 auf freiwilliger Basis teilnehmenden Kliniken auf. Aktuell seien 80.000 Patientendatensätze dokumentiert. Dies ermögliche es, dass jedes teilnehmende Krankenhaus seine Qualität mit der anderer vergleichen könne. Allerdings: Diese Erkenntnisse werden nach draußen bislang nicht sichtbar gemacht. Stier plädiert in diesem Zusammenhang für eine enge Zusammenarbeit zwischen Fachgesellschaften und dem vor zwei Jahren gegründeten Institut für Qualität und Transparenz im Gesundheitswesen.

Barmer-Vorstandsvorsitzender Professor Christoph Straub begrüßte die Qualitätsinitiative der Ärzte. Statt eine politisch nicht durchsetzbare Schließung von Kliniken zu fordern, müssten Kompetenzen gebündelt und mit ambulanten Schwerpunktpraxen vernetzt werden. Das schaffe auch in der Fläche und in ländlichen Regionen eine für den ärztlichen Nachwuchs attraktive Struktur.

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