KV Westfalen-Lippe

Praxisnetze aufzuwerten sichert Versorgung

Um Ärztenetze aufzuwerten, müssen sie den Vertragsarztstatus im SGB V erhalten. Vertreterversammlung und KV-Führung wollen dafür auf allen Ebenen werben. Nur dann könnten Netze helfen, die Versorgung zu sichern.

Ilse SchlingensiepenVon Ilse Schlingensiepen Veröffentlicht:
Vertragsarztstatus für Praxisnetze – das will die KV Westfalen-Lippe.

Vertragsarztstatus für Praxisnetze – das will die KV Westfalen-Lippe.

© vege / fotolia.com

DORTMUND. Die KV Westfalen-Lippe (KVWL) setzt sich dafür ein, dass anerkannte Praxisnetze einen Vertragsarztstatus erhalten. Die Gleichstellung der Netze mit den etablierten Beteiligten in der Versorgung sei notwendig, damit sie eine verantwortliche Rolle übernehmen können, sagte Dr. Angela Moewes, Vorsitzende des Ausschusses für neue Versorgungsformen, bei der Vertreterversammlung in Dortmund.

Es sei unabdingbar, dass auch Praxisnetze MVZ gründen dürfen, Arztsitze übernehmen sowie Ärzte und medizinisches Personal anstellen können, erläuterte sie. "Nur dann können sich Netze sinnvoll daran beteiligen, die ambulante Versorgung zu sichern, die Versorgungsqualität zu erhalten und nicht zuletzt dem Ausverkauf von Praxissitzen an Kliniken und ihren MVZ entgegenzutreten."

"Qualitätsfaktor für Patienten"

Der Vertragsarztstatus für die Netze sei ein Weg, um sich gegen die zunehmende Kommerzialisierung im Gesundheitswesen zu wenden, sagte Moewes der "Ärzte Zeitung". "Es ist ein Qualitätsfaktor für Patienten, wenn diese Dinge in ärztlicher Hand liegen." Gleichzeitig erhöhe es auch die Arbeitsqualität für die Ärzte selbst, betonte sie.

In einem Schreiben an Landesgesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) hat KVWL-Vorstand Thomas Müller um politische Unterstützung für die Forderung nach einer Verankerung des Vertragsarztstatus von Ärztenetzen im Sozialgesetzbuch V geworben. In einem nächsten Schritt will die KV auf der Bundesebene aktiv werden.

Der Ausschuss für neue Versorgungsformen ist erst in dieser Amtsperiode ins Leben gerufen worden. Westfalen sei in der ambulanten Versorgung eine innovative Region, betonte die Vorsitzende und verwies darauf, dass bereits 19 Praxisnetze nach der Richtlinie anerkannt worden sind. "Wir sehen uns als Ideenschmiede für die Vertreterversammlung und die KVWL als Ganzes", charakterisierte Moewes das Selbstverständnis der Ausschussmitglieder.

Verlässliche Grundlage für Förderung

"Unser Einsatz für neue Versorgungsformen bedeutet nicht, dass die Versorgung in den herkömmlichen Praxen ersetzt werden soll", stellte sie klar. Schließlich sei die Arbeit in Einzel- und Gemeinschaftspraxen nach wie vor das Fundament der Arbeit in der ambulanten Versorgung.

Auf der Agenda steht nach ihren Angaben auch die Verstetigung der Strukturförderung für Netze. Zwar sei es dem Vorstand bislang jedes Jahr gelungen, für diesen Zweck mit den Kassen eine gesonderte Summe zu verhandeln. "Letztlich brauchen wir aber eine verbindliche und verlässliche Grundlage für die zukünftige Förderung."

Welche Möglichkeiten es gibt, wollen die Ausschussmitglieder gemeinsam mit den Kollegen aus dem Honorarverteilungs-Ausschuss diskutieren und dann einen entsprechenden Vorschlag in die Vertreterversammlung einbringen.

Als weitere Herausforderungen, denen sich der neue Ausschuss stellen will, nannte Moewes die Arbeit an Delegations-Modellen, die Weiterentwicklung der Digitalisierung, Versorgungsmodelle für Ärztinnen oder die Nachwuchsgewinnung.

"Gemeinsam mit dem eHealth-Ausschuss und dem Sicherstellungsausschuss wollen wir ausloten, welche Konzepte uns helfen könnten, die ambulante Versorgung auch künftig flächendeckend aufrechtzuerhalten", kündigte die Bochumer Orthopädin an. Erstes Kernthema seien IT-technische Innovationen für unterversorgte Gebiete.

Die Mitglieder des Ausschusses für neue Versorgungsformen seien sich einig, dass kooperativen Versorgungsformen, interdisziplinären Konzepten und der sektorübergreifenden Arbeit die Zukunft gehört. Letztlich stehe über der Ausschussarbeit ein Grundgedanke: "Die ambulante Versorgung muss in ambulanter Hand bleiben."

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