Gesundheitspflegekongress

Verdi macht jetzt bei den Pflegekammern mit

Beim Gesundheitspflegekongress in Hamburg prallten Befürworter und Gegner der Pflegekammern aufeinander. In Ländern, die für die Einrichtung votiert haben, schwenkt Verdi auf einen Kooperationskurs ein.

Dirk SchnackVon Dirk Schnack Veröffentlicht:

HAMBURG. Die Diskussion über die Pflegeberufekammern ist durch – sie kommen. Dieser Wunsch war auf dem 15. Gesundheitspflegekongress am vergangenen Wochenende in Hamburg mehrfach zu hören. Doch der Kongress zeigte, dass die Befürworter der Kammern weiterhin gute Argumente liefern müssen. Besonders beim gut besuchten berufspolitischen Part des Kongresses äußerten Kritiker erneut ihre Bedenken.

Sprach beim Kongress Klartext: Joachim Prölß, Pflegedirektor am Hamburger UKE.

Sprach beim Kongress Klartext: Joachim Prölß, Pflegedirektor am Hamburger UKE.

© Silje Paul

Ein anderer Kongressbesucher sah sich zu der Mahnung veranlasst, dass künftige Kammervorstände aus Leuten bestehen mögen, die auch "am Bett arbeiten". Beim Vorstand der bundeslang bislang einzig schon etablierten Pflegeberufekammer in Rheinland-Pfalz hat der Besucher dabei Bedenken.

Steffen Kühhirt von der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi schließlich bezeichnete Kammern gar als "anti-modernen Ansatz", der keine "Haltungen" verändere. Die Beispiele aus der berufspolitischen Diskussion zeigen, dass die Pflegeberufekammern noch immer umstritten sind. Deutlich wurde aber auch, dass die Befürworter der Kammern auf die Dauerkritik eingestellt sind und dagegen halten.

Eine Besucherin aus Hamburg etwa brachte Verdi-Vertreter Kühhirt mit ihrer Frage, warum seine Gewerkschaft so massiv – und erfolgreich – gegen die Kammergründung in der Hansestadt agitiert habe, in Verlegenheit. Kühhirt versteckte sich hinter Gremienentscheidungen und seinen nicht auf Hamburg bezogenen Geltungsbereich. Fakt ist, dass Kühhirt auch in seinem Sprengel in Schleswig-Holstein gegen die Kammergründung eingetreten war.

Dass die Gewerkschaft nun versucht, mit eigenen Mitgliedern in den demnächst zu wählenden Kammerversammlungen in Niedersachsen und Schleswig-Holstein Einfluss zu bekommen, stößt auf ein geteiltes Echo. Manche sehen darin ein Zeichen für eine konstruktiv-kritische Zusammenarbeit.

Joachim Prölß, Direktor für Patienten- und Pflegemanagement am Hamburger UKE, dagegen sprach Klartext: "Erst fährt man Riesenaktionen gegen die Kammergründung und dann sieht man sie in der Kammerversammlung – das verstehe ich nicht." Kühhirt verteidigte den Schlingerkurs: "Wir sind keine begeisterten Anhänger, aber wir werden konstruktiv mitarbeiten in Schleswig-Holstein und Niedersachsen. Die Zeit, die wir gestritten haben, sind vorbei."Prölß geht aber auch in anderer Hinsicht nicht konform mit Verdi-Ansichten. Nach seiner Beobachtung werden in der Öffentlichkeit einseitig Probleme in der Pflege fokussiert, etwa bei den Arbeitsbedingungen. Damit sei in der Vergangenheit nur negativ über die Pflege berichtet worden, mit entsprechenden Folgen für das Image des Berufs. "Der Tenor war stets: Pflege ist arm dran. Bei dem Image ist es nicht erstaunlich, wenn der Nachwuchs ausbleibt", sagte Prölß.

Burkhardt Zieger, Geschäftsführer des Deutschen Berufsverbandes für Pflegeberufe (DBfK) Nordwest, warb dafür, den Pflegekammern Zeit zu geben und nicht umgehend Ergebnisse zu erwarten. Sein Überblick über den Stand der Bemühungen um Pflegekammern in den Ländern zeigte, wie weit und mühsam der Weg in vielen Regionen noch sein wird.

Ein entscheidendes Signal wird nach seiner Ansicht von der für 2018 in Nordrhein-Westfalen geplanten Abstimmung ausgehen. Bei einem positiven Ausgang hält Zieger auch eine erneute Diskussion in Hamburg nicht für ausgeschlossen.

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