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Ethisch fragwürdige Talentjagd im Osten

Ilse SchlingensiepenVon Ilse Schlingensiepen Veröffentlicht:

Bei Diskussionen im Gesundheitswesen ist ein oft gehörtes Credo, dass die Gesundheitsversorgung kein Markt ist und die Patienten keine Kunden sind. Das ist richtig. Das Recht des Stärkeren und das Recht des Reicheren gehören hier nicht hin – sowohl was die Patienten auf der einen Seite als auch die Anbieter und Einkäufer von Leistungen auf der anderen Seite betrifft.

Anders sieht es auf dem Arbeitsmarkt für Ärzte und Pflegende aus. Es ist klar, dass eine Klinik, die Mitarbeitern mehr Geld und bessere Arbeitsbedingungen bietet, bessere Karten bei der Suche nach Personal hat. In dieser Hinsicht ist das Gesundheitswesen dann doch eine Branche wie viele andere.

Kritisch wird es aber, wenn spezialisierte Unternehmen gezielt in Ländern nach Ärzten und Pflegekräften für deutsche Kliniken suchen, die wirtschaftlich deutlich schlechter dastehen als Deutschland. Der nordrheinische Kammerpräsident Rudolf Henke hat zurecht darauf hingewiesen, dass die Abwerbung von Fachkräften in osteuropäischen Ländern dort die Gesundheitsversorgung schwächt.

Es ist bedenklich, wenn sich ein Land wie Deutschland bei deutlich ärmeren Ländern bedient, statt selbst für ausreichenden Nachwuchs zu sorgen. Wir setzen damit auf das Recht des Reicheren. Ethisch ist das nicht.

Lesen Sie dazu auch: Kammer steht Streikenden in Osteuropa bei

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