Onkologie

Krebsforschung und Politik unter Druck?

Heilungsraten bei Leukämie, Qualität der Krebsbehandlung und Chancen der Digitalisierung für Onkologen: Über neue onkologische Therapieoptionen wurde in Leipzig diskutiert.

Sven EichstädtVon Sven Eichstädt Veröffentlicht:
Blutkontrolle bei einem Patienten mit chronischer myeloischer Leukämie.

Blutkontrolle bei einem Patienten mit chronischer myeloischer Leukämie.

© Anna Schroll/ UKJ

LEIPZIG. Für die Behandlung von Leukämie klingen die Befunde beeindruckend. Ulrike Köhl spricht von Heilungsraten zwischen 80 und 90 Prozent. "Die Ergebnisse sind bei Erkrankungen des Blutkrebses sensationell", sagt Köhl, die ab Mitte Dezember Professorin für Immunonkologie an der Universitätsklinik Leipzig und zugleich Leiterin des Fraunhofer-Instituts für Zelltherapie und Immunologie ist. Die 54-Jährige arbeitete bislang an der Medizinischen Hochschule Hannover und forschte schon dort unter anderem zu Car-T-Zellen. Diese Zellen sollen Krebszellen bekämpfen, die für das Immunsystem sonst unsichtbar sind.

Diese Forschungen will Köhl nun am Universitätsklinikum Leipzig fortsetzen und intensivieren, wie sie auf der Tagung "Neue onkologische Therapieoptionen – Die Bedeutung von Kooperationen und Forschung in Academia und Industrie" in Leipzig berichtete. Dabei sieht Köhl das Tagungsmotto als Handlungsleitfaden, um die Kooperation zwischen der Universitätsklinik Leipzig und dem Fraunhofer-Institut für Zelltherapie und Immuntherapie zu verstärken und für die Krebsforschung zu nutzen. In Reinräumen des Fraunhofer-Instituts sollen beispielsweise Car-T-Zellen hergestellt werden, die dann am Krebszentrum der Universitätsklinik für Studien genutzt werden.

Behandlungsqualität verbessern

Leiter dieses Krebszentrums ist seit 2012 Florian Lordick. Der Professor für klinische Onkologie berichtet davon, dass ein Krebszentrum wie jenes am Universitätsklinikum die Aufgabe habe, die Qualität der Behandlung in der ganzen Region anzuheben. "Kleinere Einrichtungen befürchten dann mitunter, dass ihnen die Patienten weglaufen, weil die Behandlung sonst zu schlecht wäre", sagt der 51-Jährige. Mit der ganzen Region meint Lordick neben dem westlichen Teil Sachsens auch ganz Sachsen-Anhalt und Thüringen, da es neben dem Zentrum in Leipzig in den neuen Bundesländern nur noch in Berlin und Dresden universitäre Krebszentren gibt.

"Wichtig für die Patienten ist es, dass es eine zentrale Ambulanz für alle Krebsfälle gibt, nach der dann wieder differenziert werden kann", schätzt Lordick ein. "Für die erfolgreiche Arbeit eines Krebszentrums ist die Verknüpfung mit Selbsthilfegruppen sowie klinischen und wissenschaftlichen Kooperationspartnern wichtig." Richtig angenommen sei das Krebszentrum in der Region dann, wenn ein Arzt zum Beispiel in Torgau von sich aus entscheide, dass er einen Patienten gleich zum Krebszentrum nach Leipzig schicke, weil der Patient dort besser untersucht und versorgt werden kann. "Wir haben umgekehrt auch kein Problem damit, einfache Nachbehandlungen zum Beispiel vom Kollegen in Torgau durchführen zu lassen", ergänzt Lordick.

Hier setzt Stephan Meyer an, CDU-Abgeordneter im sächsischen Landtag und Vorsitzender des Ausschusses für Wissenschaft und Hochschule, Kultur und Medien. Der 36-Jährige setzt große Hoffnungen in die Telemedizin und sieht deshalb den Breitbandausbau in den ländlichen Regionen als sehr wichtig an.

Legitimation für die Krebsforschung

"Mit der Digitalisierung und Telemedizin können ländliche Regionen an die Universitätsmedizin angebunden werden", erläutert Meyer, seit 2009 Abgeordneter im Landtag ist. "Ein Arzt in Zittau kann dann zum Beispiel Daten und Befunde direkt zur Universitätsklinik in Dresden oder Hamburg schicken und sich gleich eine zweite Meinung einholen."

Zugleich bemerkt Meyer jedoch einen starken Legitimationsdruck für Politik und Krebsforschung. "Ich komme aus der Oberlausitz, da haben viele Menschen die AfD gewählt, da ist es schwer, den Menschen zu sagen, wir stecken viel Geld in die Universitätsmedizin." Andererseits "sind wir uns bewusst, dass wir in Sachsen zulegen müssen bei der Unterstützung der Universitätsmedizin", wie Meyer ergänzt: "Ich bin mir sicher, dass im Doppelhaushalt 2019/2020 für die Unimedizin mehr ausgegeben wird."

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