Schmerzverbände fordern

Bindet Ärzte in Entscheidungsprozesse bei der Schmerzversorgung ein!

Drei Fachgesellschaften sortieren sich gemeinsam neu für eine bessere Versorgung von Schmerzpatienten in Deutschland.

Christoph FuhrVon Christoph Fuhr Veröffentlicht:
Wollen eine bessere Versorgung von Schmerzpatienten (von links) : DSG-Chef Professor Martin Schmelz, DGS-Präsident Dr. Johannes Horlemann, Professor Joachim Nadstawek (BVSD).

Wollen eine bessere Versorgung von Schmerzpatienten (von links) : DSG-Chef Professor Martin Schmelz, DGS-Präsident Dr. Johannes Horlemann, Professor Joachim Nadstawek (BVSD).

© Jens Braune del Angel

FRANKFURT/MAIN. Es war als Highlight des Frankfurter Schmerz- und Palliativtags angekündigt: Das Präsidentensymposium der drei großen deutschen Schmerz-Fachgesellschaften über die Zukunft der Schmerzversorgung in Deutschland stand am Samstag zunächst im Zeichen von zwei Ärzten aus dem Publikum, die klare Akzente setzten. Ihre Botschaft an die Verbandschefs: Arbeitet endlich gemeinsam zusammen und bindet uns Ärzte in eure Entscheidungsprozesse mit ein!

Der Appell der zwei Basisärzte hatte Gewicht. Beide sind Mitglieder in allen drei Fachgesellschaften, die auf dem Podium vertreten waren. Die Deutsche Gesellschaft für Schmerzmedizin (DGS) mit ihrem neuen Chef Dr. Johannes Horlemann, Professor Joachim Nadstawek vom Berufsverband der Ärzte und Psychologischen Psychotherapeuten in der Schmerz- und Palliativmedizin in Deutschland (BVSD) und der Präsident der Deutschen Schmerzgesellschaft Professor Martin Schmelz. (DSG) lieferten spannende Einsichten.

Kräfte bündeln

Gemeinsam sollen nach Jahren des Streits Kräfte gebündelt werden. Ein Streit, der sich vor allem an der Einführung des Facharztes für Schmerzmedizin festgemacht hatte. Eine Strukturkommission hat im Februar erste gemeinsame Handlungsfelder definiert: Wie kann die Schmerzmedizin für den Medizinernachwuchs attraktiver gestaltet werden

 Und schließlich das Streitthema Facharzt für Schmerzmedizin Schmelz dessen Verband die Einführung stets abgelehnt hatte, sorgte bei Besuchern im Saal für Verblüffung, als er einräumte, dass die Idee, diesen von der DGS seit Jahren geforderten Facharzt einzuführen, eine "innere Schönheit" habe.

Die Umsetzbarkeit scheitert aus seiner Sicht aber nicht zwingend an einem Dissens zwischen Niedergelassenen und Klinikärzten, sondern an Gräben zwischen Fachgesellschaften unterschiedlicher Disziplinen.

Vor diesem Hintergrund sei eine bessere Kommunikation auch mit Vertretern anderer medizinischen Disziplinen, die in den Versorgungsprozess involviert seien, dringend erforderlich, sagte Horlemann. Er beklagte großes Unwissen über die Arbeit der Schmerzmediziner generell.

Die Botschaft sei klar: "Wir wollen euch nicht eure Patienten wegnehmen. Wir wollen lediglich all die Patienten versorgen, bei denen ihr mit euren therapeutischen Optionen nicht mehr weiterkommt. Warum wehrt ihr euch dagegen?"

Schmelz, der zuvor gewarnt hatte, dass unter der Devise "wir haben uns alle wieder lieb" die falschen Signale gesetzt würden, verblüffte dann viele Besucher ein zweites Mal.

Gemeinsame Schmerzgesellschaft

"Die Perspektiven einer womöglich gemeinsamen Schmerzgesellschaft sehe ich positiv", sagte er. Eine Einschätzung, die dem neuen DGS-Chef Horlemann allerdings doch nicht ganz geheuer schien. Zu unterschiedlich sei die Historie, zu verschieden seien die Arbeitsfelder beiden Fachgesellschaften mit jeweiligen Schwerpunkten im ambulanten und stationären Bereich.

"Ich bin mir nicht sicher, ob wir uns tatsächlich in einer gemeinsamen Fachgesellschaft vereinigen sollten", meldete Horlemann deshalb Zweifel an. Den Weg hin zu einer besseren Versorgung allerdings, den wolle sein Verband gerne mit DSG und BVSD gemeinsam gehen. Und dieser Weg beginne damit, gemeinsame Ziele zu definieren. Ein Anfang ist gemacht.

Das nächste Präsidenten-Treffen soll am 8. und 9. Juni in Berlin stattfinden. Er wolle nicht ausschließen, dass sich die Debatte noch ein wenig im Kreis drehe, sagte Joachim Nadstawek: "Aber vielleicht sind wir im Juni schon einen Schritt weiter."

Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Der lange Weg zur besseren Versorgung

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