Absolventen

Chancen der Physician Assistants sind gut auf dem Arbeitsmarkt

Steigende Absolventenzahlen, gute Berufsperspektiven: Bei einem Symposium zum Physician Assistant berichten Ärzte von positiven Erfahrungen mit diesen Mitarbeitern. Doch es gibt auch kritische Töne.

Dirk SchnackVon Dirk Schnack Veröffentlicht:
Delegierte des Deutschen Ärztetags in Freiburg: Sie stimmten dem Berufskonzept des PA zu, das ausdrücklich auf dem Delegationsmodell beruht.

Delegierte des Deutschen Ärztetags in Freiburg: Sie stimmten dem Berufskonzept des PA zu, das ausdrücklich auf dem Delegationsmodell beruht.

© Roger Köppe

HEIDE. Der Einsatz von Physician Assistants (PA) wird im deutschen Gesundheitswesen mit großen Interesse verfolgt – steigende Absolventenzahlen und hohe Zufriedenheit an Standorten, an denen schon Erfahrungen mit PA gesammelt werden, ermutigen viele Beteiligte. Dies zeigte ein Symposium, das kürzlich im Bildungszentrum des Westküstenklinikums (WKK) Heide stattfand.

"Durch das Studium zum Physician Assistant können Kliniken hochqualifizierte Mitarbeiter halten sowie Neue gewinnen und die Absolventen selber sind beruflich insgesamt zufriedener als zuvor", berichtete Professor Marcus Hoffmann in Heide. Der Mediziner ist Gründer und Studiendekan des Fachbereichs Gesundheit an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg in Karlsruhe, die seit 2010 PA ausbildet.

Hohe Akzeptanz bei Ärzten

Pro Jahr stehen dort 30 Studienplätze für PA zur Verfügung, im vergangenen Jahr konnte diese Zahl erstmals überschritten werden. Hoffmann berichtete in Heide von der neuesten Umfrage unter PA-Absolventen. Die Ergebnisse zeigen, dass die PA in ihrem beruflichen Alltag positive Erfahrungen sammeln und auf hohe Akzeptanz bei Ärzten, Pflegekräften und Patienten stoßen.

Beschlüsse des Ärztetags zum PA

  • Der Deutsche Ärztetag 2017 hat das Delegationsmodell Physician Assistant befürwortet, das von BÄK und KBV entwickelt worden ist. Es ist ausdrücklich als Modell der Arztentlastung und -unterstützung ausgelegt.

  • Das Berufskonzept enthält den Tätigkeitsrahmen, die verbindlichen Studieninhalte und die zu vermittelnden Kompetenzen. Für die Zulassung zum Studium wird eine dreijährige erfolgreich abgeschlossene Ausbildung in einem Gesundheitsfachberuf gefordert.

  • Die Hochschulen sollen bei der Umsetzung der Studiengänge mit den Ärztekammern zusammenarbeiten.

  • Die Delegierten des Ärztetags haben in einer Entschließung darauf gedrungen, dass der Studiengang zum Arztassistenten kein grundständiges Studium wird, sondern als Weiterbildung ausgelegt wird.

Dies bestätigte in Heide die PA Steffi Kösters-Stroers, die als eine von vier Kolleginnen in der Klinik für Geriatrie und Palliativmedizin am Klinikum Rheine eingesetzt ist. Ihre Chefärztin Dr. Angela Grote-Reith machte deutlich, dass sie eine Aufstockung dieser PA-Zahl begrüßen würde.  "Ich kann mich durch die PA viel stärker auf meine ärztliche Tätigkeit konzentrieren", sagte Grote-Reith.

Kösters-Stroers und die anderen PA übernehmen etwa Vorgespräche zur Patientenaufklärung, erheben die Krankengeschichte und dokumentieren. Ein weiterer, nach Erfahrungen Grote-Reiths wichtiger Punkt: Die PAs sind dauerhaft auf der Station und damit verlässliche Ansprechpartner – im Gegensatz zu Assistenzärzten, die zwischen den Abteilungen rotieren.

Kein Allheilmittel gegen Engpässe

Deutlich wurde in Heide aber auch: Physician Assistants allein werden die Personalprobleme im deutschen Gesundheitswesen nicht beheben können. Schon die geringe Zahl an PA – einige hundert in ganz Deutschland – kann nur zu punktuellen Entlastungen führen. Hinzu kommt eine weiterhin vorhandene Skepsis in Teilen der Ärzte und des Pflegepersonals.

Nach Ansicht des Ärztlichen Direktors aus dem Friedrich-Ebert-Krankenhaus Neumünster, PD Dr. Ivo Heer, sind PA "nice to have" – dürften aber nicht davon ablenken, dass die Personalprobleme im deutschen Gesundheitswesen umfassendere Lösungsstrategien erfordern. Auch Pflegewissenschaftlerin Swantje Seismann-Petersen vom Universitätsklinikum Schleswig-Holstein in Lübeck hält wenig davon, auf Lösungen von Personalproblemen durch PA zu setzen. Grundtenor der Skeptiker: Ein neues Berufsbild schafft noch keine neuen Mitarbeiter. Sinnvoller sei, die Rahmenbedingungen im Gesundheitswesen attraktiver zu gestalten. 

Es gab aber auch viele Befürworter unter den rund 100 Teilnehmern des Symposiums. Dr. Henrik Herrmann, Chefarzt aus dem WKK Brunsbüttel und Vize-Präsident der Ärztekammer Schleswig-Holstein, ging auf die Bedenken aus der Ärzteschaft ein und erinnerte daran, dass der PA ein reiner Delegationsberuf ist, dessen Einsatz von Ärzten mitbestimmt wird. So lange die Bedingungen, die der Deutsche Ärztetag an den Einsatz knüpft, eingehalten werden, hält Herrmann deren Einsatz für sinnvoll.

Unterschiedliche Meinungen zum Thema finden sich auch im Kieler Gesundheitsministerium, wie Schleswig-Holsteins Minister Dr. Heiner Garg verriet. Er selbst zeigte sich aufgeschlossen für das Thema und bereit, das neue Berufsbild zu befördern. Er machte aber auch kein Geheimnis daraus, dass diese Haltung in seiner Fachabteilung nicht von jedem Mitarbeiter geteilt wird. Nachdem WKK-Geschäftsführerin Dr. Anke Lasserre ihr Ziel eines eigenen Studiengangs für PA an der schleswig-holsteinischen Westküste skizziert hatte, um Ärzte entlasten und weiterbildungswilligen Kräften vor Ort eine Perspektive bieten zu können, sagte Garg spontan: "Wir beide machen das."

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