Saarland

Ärzte und Pflegeheime erproben Vernetzung

In einem Modellversuch wird der Aufbau von regionalen Versorgergemeinschaften erprobt, in denen niedergelassene Ärzte und Pflegeheime die Betreuung der Bewohner abstimmen.

Von Michael Kuderna Veröffentlicht:
In Gemeinschaftsarbeit wollen Ärzte und Heime die Versorgung der Bewohner verbessern.

In Gemeinschaftsarbeit wollen Ärzte und Heime die Versorgung der Bewohner verbessern.

© Sven Lambert/IMago

SAARBRÜCKEN. Eine bessere medizinische Versorgung in Altenpflegeeinrichtungen – das ist das Ziel eines Modellversuchs von KV, Pflegegesellschaft und Krankenkassen im Saarland. Teilnehmende Ärzte müssen dafür eine erweiterte Rufbereitschaft und regelmäßige Vor-Wochenendvisiten in Kauf nehmen, bekommen aber auch zusätzliches Honorar und die Aussicht auf mehr Effektivität.

Das Projekt "SaarPHIR" (Saarländische Pflegeheimversorgung Integriert Regelhaft) wird mit 5,5 Millionen Euro aus dem Innovationsfonds des Bundes gefördert und von drei Hochschulen wissenschaftlich begleitet. Als Partner sind auch die Apothekerkammer, die Ärztekammer, der Medizinische Dienst und der Rettungszweckverband dabei.

"Wir müssen es schaffen"

Das Vorstandsmitglied der Saarländischen Pflegegesellschaft, Harald Kilian, setzt angesichts des Zeit- und Personalmangels in Medizin und Pflege große Hoffnungen auf SaarPHIR: "Wir müssen es schaffen, wir haben keine andere Chance", sagte Kilian bei der Vorstellung des Konzepts in Saarbrücken. Der besondere Charme des Projekts liege auch darin, dass es bei Erfolg leicht in die Regelversorgung umzusetzen sei.

Konkret geplant ist der Aufbau von regionalen Versorgergemeinschaften, in denen niedergelassene Ärzte und die Pflegeheime die Versorgung der Bewohner abstimmen. Der stellvertretende KV-Vorstandsvorsitzende Dr. Joachim Meiser verspricht sich von einer gemeinschaftlichen Übernahme von Verantwortung mehr Qualität und einen "schonenderen Einsatz der Ressource Mensch". Weniger unkoordinierte Inanspruchnahme werde den Ärzten trotz ausgedehnterer Rufbereitschaften am Ende sogar Zeit sparen, gab sich Meiser überzeugt.

Fall- und Teambesprechungen

Dazu ist auch die Erarbeitung individueller Versorgungspläne vorgesehen, wobei die Arzneimitteltherapie besonders beachtet werden soll. Von Fall- und Teambesprechungen erhoffen sich die Partner eine bessere Abstimmung der Behandlungsschritte. Wenn das Pflegepersonal zudem auf verlässliche Regelwerke zurückgreifen könne, bringe dies mehr Sicherheit in den Arbeitsablauf, gab sich eine wissenschaftliche Mitarbeiterin überzeugt. "Koordination und Kommunikation" sind denn auch für Meiser die Schlüsselbegriffe, um die bisherigen Schnittstellenprobleme in den Griff zu bekommen.

Die Versorgergemeinschaften sollen allerdings nur Haus- und Fachärzten offen stehen, die eine Mindestzahl an Bewohnern betreuen. "Als Nebeneffekt verspreche ich mir einen Konzentrationsprozess bei Aufrechterhaltung der freien Arztwahl", so Meiser.

Damit soll sich nach den Worten der Landesgeschäftsführerin der Barmer Ersatzkasse, Dunja Kleis, auch die Erreichbarkeit der Ärzte für die Heime verbessern. Auf der anderen Seite sollen auch dort spezielle Ansprechpartner für mehr Verlässlichkeit sorgen. Um dies strukturell zu bewältigen, erhält die Pflegegesellschaft laut Kilian zwei und jede teilnehmende Pflegeeinrichtung 0,2 Vollzeitstellen zusätzlich.

Am 1. April ist SaarPHIR in Saarbrücken gestartet. Meiser gab das Ziel aus, dass nach und nach an etwa der Hälfte der stationären Pflegeeinrichtungen im Saarland regionale Versorgergemeinschaften entstehen sollen. "Wir werden sie überzeugen", meinte Meiser im Blick auf die Ärzte. Gleichzeitig sprach er vorsichtig einen möglichen weiteren Schritt an, nämlich die Nutzung von Telemedizin in den Heimen.

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