NRW

Landarztquote gefällt Pädiatern nicht

Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte wittert bei der NRW-Landarztquote eine "Verschiebetaktik".

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KÖLN. Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) lässt kein gutes Haar an der für Nordrhein-Westfalen geplanten Landarztquote.

Es sei zwar gut, dass Landesgesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) sich des Problems der medizinischen Unterversorgung in ländlichen Regionen angenommen habe, schreibt BVKJ-Assistentensprecher Dr. Sebastian Bartels in einem offenen Brief an den Minister. "Aber bitte verfallen Sie nicht in blinden Aktionismus!"

Zuvor hatte bereits der Landesverband des Marburger Bundes die Landarztquote scharf kritisiert. Beide Verbände warnen davor, dass die Landarztquote bei gleichbleibenden Studienplatzzahlen in allen anderen Fächern als der Allgemeinmedizin die Engpässe verschärfen wird. "Sie betreiben mit dieser Verschiebetaktik lediglich ein Nullsummenspiel", wirft Bartels Laumann deshalb vor.

Auch die Tatsache, dass für die künftigen Landärzte an den Universitäten besondere Auswahlkriterien gelten sollen, sieht der BVKJ-Vertreter kritisch. Es könnte – wahrscheinlich vom Minister unbeabsichtigt – der falsche Eindruck entstehen, dass guten Schülern in der Medizin alle Wege offen stünden, während die weniger guten immerhin noch den Landarztpfad wählen dürften.

"Also lieber die Auswahl aller Medizinstudienplätze reformieren und die Zahl der Studienplätze erhöhen", lautet die Empfehlung.

Sehr skeptisch sieht Bartels auch, dass sich junge Menschen vor Beginn der Ausbildung dazu verpflichten sollen, als Facharzt zehn Jahre auf dem Land tätig zu sein.

Das überfordere die Kandidaten und werde zu hohen Abbruch- und Wechselquoten sowie vielen juristischen Streitigkeiten um die Vertragsstrafen führen, prognostiziert er. (iss)

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