Schleswig-Holstein

Staffelübergabe bei der Ärztegenossenschaft Nord

Führungswechsel nach 18 Jahren: Mit Dr. Svante Gehring rückt kein ganz neues Gesicht an die Spitze der Ärztegenossenschaft Nord.

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Bisheriger und neuer erster Sprecher der Ärztegenossenschaft Nord: Dr. Klaus Bittmann und Dr. Svante Gehring (von links) .

Bisheriger und neuer erster Sprecher der Ärztegenossenschaft Nord: Dr. Klaus Bittmann und Dr. Svante Gehring (von links) .

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BAD SEGEBERG. Dr. Klaus Bittmann tritt in die zweite Reihe: Neuer erster Sprecher der Ärztegenossenschaft Nord ist ab sofort Dr. Svante Gehring. Bittmann stand seit Gründung der Genossenschaft vor 18 Jahren an deren Spitze.

Die Staffelübergabe war wie berichtet lange geplant, Bittmann und Gehring hatten sich in den vergangenen Jahren an der Spitze der Genossenschaft bereits eng abgestimmt. In seiner letzten Rede als erster Sprecher warnte Bittmann in der Generalversammlung der Genossenschaft in Bad Segeberg vor einer "Vertechnisierung" des Arztberufes.

Mit immer neuen Vorgaben für Verwaltung und Digitalisierung entstehen nach seiner Beobachtung Rahmenbedingungen, die dazu führten, dass Ärzten die Liebe zu ihrem Beruf abhanden komme.

Als Beispiele nannte Bittmann u.a. die neue wöchentliche Mindestsprechstundenzahl und das Hin und Her um die elektronische Gesundheitskarte.

Proteststimmung abgeflacht

Die einst als Parallelorganisation und in Proteststimmung über die Rahmenbedingungen in der Gesundheitspolitik gegründete Genossenschaft ist zwar weiterhin als politische Interessenvertretung aktiv und führt – in der Regel hinter den Kulissen – zahlreiche Gespräche in der Politik etwa über die oben genannten Themen.

Doch die in den Gründungsjahren vorherrschende Proteststimmung ist nach Beobachtung Bittmanns an der ärztlichen Basis und unter den 1800 Mitgliedern der Organisation längst verflogen.

Für die früher von der Ärztegenossenschaft organisierten Protestaktionen auf Bundes- und Landesebene sieht Bittmann derzeit denn auch keinen ausreichenden Rückhalt. Sollte dies aber wieder nötig werden, scheut die Genossenschaft auch künftig keine deutlichen Worte, so Bittmann: "Dann müssen wir die Stimme erheben und klar reden."

Bittmann betonte noch einmal die enge Bindung seiner Organisation zu den zahlreichen Praxisnetzen in Schleswig-Holstein. Deren Finanzierung ist – trotz Förderung für zertifizierte Netze durch die KV – nicht flächendeckend gesichert. Von insgesamt 21 Netzen sind zehn Netze in der Förderung.

Offen sein für neue Modelle der Netzförderung

Bittmann appellierte deshalb an die Krankenkassen, sich neuen Modellen der Netzförderung zu öffnen. Bittmann, der früher auch KV-Chef in Schleswig-Holstein war, kann sich etwa direkte Kooperationsverträge zwischen einzelnen Netzen und Kassen vorstellen.

Auch unter den Netzvertretern denken viele in neue Richtungen über Kooperationen nach. In der Aussprache wurde deutlich, dass insbesondere unter den weniger etablierten und bislang nicht geförderten Netzen der Wunsch nach neuen Modellen besteht – und zugleich die Einsicht in die Notwendigkeit, sich für diese Rolle als Anbieter von lokalen Versorgungsleistungen auch zu positionieren.

Auch Bittmanns Nachfolger Gehring appellierte in diesem Zusammenhang an die Kassen, mehr Mut für neue Kooperationsformen zu zeigen.

Gehring ist im Norden seit Jahrzehnten berufspolitisch engagiert. Neben seiner Tätigkeit in der Genossenschaft ist der hausärztliche Internist aus Norderstedt Vorstandsmitglied in der Ärztekammer und in der Netzbewegung aktiv. (di)

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