Kammerpräsidentenwahl in Hessen

"Kammer darf nicht zum Handlanger der Politik werden"

Zwei Kandidaten bewerben sich nach derzeitigem Stand um das Präsidentenamt der Landesärztekammer in Hessen. Einer davon ist Dr. Edgar Pinkowski. Wir stellen ihn und seine Pläne vor.

Christoph BarkewitzVon Christoph Barkewitz Veröffentlicht:
Dr. Edgar Pinkowski möchte Präsident der Landesärztekammer Hessen werden.

Dr. Edgar Pinkowski möchte Präsident der Landesärztekammer Hessen werden.

© (c) LÄK Hessen

FRANKFURT. Der berufspolitische Weg von Dr. Edgar Pinkowski ist bereits ein langer, jetzt will er in die Königsetappe einbiegen. Am 25. August bewirbt er sich um das Präsidentenamt der Landesärztekammer Hessen.

Dr. Edgar Pinkowski

seit 2013 Gemeinschaftspraxis im regionalen Schmerzzentrum DGS Gießen/Pohlheim

1989 Niederlassung als Vertragsarzt in Gießen

1982-1988 Weiterbildung zum Facharzt Anästhesie und Intensivmedizin

1976-1982 Medizinstudium an der Justus-Liebig-Universität Gießen

1956 geboren in Wetzlar

Seit 2012 ist er bereits Präsidiumsmitglied, seit 2000 Mitglied der Delegiertenversammlung. Schon seit 1994 ist er stellvertretender Landesvorsitzender des Berufsverbands Deutscher Anästhesisten in Hessen, weitere Ämter folgten.

"Wenn man sich so lange berufspolitisch betätigt hat, kommt man an den Punkt, wo man an die Spitze muss, wenn man weitergestalten will", sagt Pinkowski.

Der Facharzt für Anästhesie und Intensivmedizin mit Praxis im mittelhessischen Pohlheim tritt am 25. August gegen Dr. Susanne Johna an, Landesvorsitzende des Marburger Bundes, der bei der Kammerwahl Anfang Juni stärkste Fraktion in der Delegiertenversammlung wurde.

Pinkowski kandidierte für die Liste "Fachärztinnen und Fachärzte Hessen", die auf dem zweiten Platz landete.

Vier Schwerpunkte

Pinkowski nennt vier Arbeitsschwerpunkte seiner Kammerarbeit:

»Der Erhalt der Freiberuflicheit sei für die Ärzte sehr wichtig. Die Medizin werde nur noch von Ökonomen bestimmt, der Patient müsse wieder in den Mittelpunkt rücken. Dies gelte nicht nur in Krankenhäusern, wo beispielsweise Chefärzte von Zielvorgaben getrieben würden, sondern auch im ambulanten Bereich.

"Wenn wir eine Therapieform wählen, haben wir immer die Regressangst im Rücken", sagt Pinkowski. Für die Kammerarbeit gelte dies ebenfalls, die Politiker versuchten die Spielräume immer weiter zu beschneiden. Die Kammer dürfe aber nicht als "Handlanger der Politik" wahrgenommen werden.

Da steche der aktuelle Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) aber nicht besonders hervor, dessen Vorgänger und Vorvorgänger hätten dies schon genauso gemacht, meint Pinkowski. Über Spahns Pläne zur Mindestsprechstundenzahl und offenen Sprechstunden könne er nur "den Kopf schütteln". Es werde ja nicht mal vergütet, was jetzt schon gearbeitet werde.

Bei der Versorgung auf dem Land warnt der gebürtige Wetzlarer davor, nur auf die Allgemeinmediziner zu schauen: Die hausärztliche Versorgung auf dem Land werde gepusht, "das ist auch okay – aber die Fachärzte fehlen genauso!".

Von der in anderen Bundesländern geplanten Landarztquote beim Medizinstudium hält er "überhaupt nichts", jemanden irgendwo hinzuzwingen sei noch nie gut für die Arbeitsqualität gewesen. Für unbedingt erforderlich hält er allerdings mehr Medizinstudienplätze – "mehrere Tausend".

»Ein großes Thema sei auch die Umsetzung der neuen beim Ärztetag in Erfurt beschlossenen (Muster-)Weiterbildungsordnung in Hessen: "Da gilt aber Qualität vor Schnelligkeit."

»Ganz wichtig für die neue Legislatur sei die intersektorale Versorgung. Dies belegt der Mann mit der Qualifikation als Leitender Notarzt bei der Notfallversorgung.

Aus dem Anspruchsdenken, alles sei zu jeder Zeit und immer verfügbar, liefen diejenigen in die Notaufnahmen der Kliniken, die mit Bagatellbeschwerden dort gar nichts zu suchen hätten. Diesen Fluss richtig zu lenken sei wichtig.

»Als Vorsitzender des Telematikausschusses der LÄK ist er nah dran am Thema E-Health. Er plädiert für eine "Digitalisierung mit Augenmaß". Die sei ohnehin nicht mehr aufzuhalten.

Dabei gelte es allerdings drei Grundgedanken zu berücksichtigen: Die Digitalisierung müsse dem Patienten nutzen, sie müsse die ärztliche Arbeit erleichtern und nicht erschweren, zudem müsse Datenübertragung und -schutz gewährleistet sein.

Pinkowski weist aber auf die großen Umsetzungsprobleme hin: "Wir Ärzte werden mit Strafen bedroht, aber wir können gar keine Ausrüstung kaufen!" Eines müsse aber jedem klar sein: "Die Telematik ersetzt keine fehlenden Ärzte."

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