Neue Führungsspitze?

Hamburgs Ärzte wählen neue Kammer

55 Mandate sind zu vergeben, es gibt 158 Bewerber, und zehn konkurrierende Listen: In Hamburg startet die Kammerwahl. Vieles deutet darauf hin, dass es einen Wechsel an der Führungsspitze geben wird.

Dirk SchnackVon Dirk Schnack Veröffentlicht:
Bei der Hamburger Kammerwahl treten 158 Bewerber auf zehn konkurrierenden Listen für die insgesamt 55 Plätze an.

Bei der Hamburger Kammerwahl treten 158 Bewerber auf zehn konkurrierenden Listen für die insgesamt 55 Plätze an.

© Robert Kneschke / stock.adobe.com

HAMBURG. Rund 17 000 Hamburger Ärzte sind vom 15. Oktober bis zu 6. November zur Wahl der Kammerversammlung aufgerufen. 158 Bewerber treten auf zehn konkurrierenden Listen für die 55 Plätze an. Auch Professor Frank-Ulrich Montgomery ist erneut auf der Liste des Marburger Bundes.

Dennoch wird seine Ära in der Hansestadt mit großer Wahrscheinlichkeit am Tag der konstituierenden Kammerversammlung am 12. Dezember enden. Montgomery hat sich nur auf Platz 39 des MB listen lassen – von dieser Position aus ist ein Einzug in die Kammerversammlung praktisch ausgeschlossen. Bei der letzten Wahl schafften 23 MB-Kandidaten den Einzug.

Der MB stellt die stärkste Fraktion in der Kammerversammlung. Spitzenkandidat ist der MB-Landesvorsitzende Dr. Pedram Emami, Neurochirurg aus dem UKE. Der MB nennt als wichtigste Ziele für die kommenden Jahre etwa die zügige Umsetzung der neuen Weiterbildungsordnung, aber auch die Vereinbarkeit von Familie und Beruf und eine Attraktivitätssteigerung der Niederlassung. Emami fordert von der Ärzteschaft die Bereitschaft zum Wandel und zur Selbstkritik.

Mit bislang zehn Delegierten ist die Hamburger Allianz in der Kammerversammlung vertreten. Ihr gelang es auch, für eine Legislaturperiode die Ära Montgomery zu unterbrechen und mit Dr. Michael Reusch vier Jahre lang den Präsidenten zu stellen. Reusch steht erneut an der Spitze der Allianz, die zahlreiche bekannte niedergelassene Fachärzte vereinigt. Unter anderem kandidieren Dr. Dirk Heinrich (Vorsitzender der KV-Vertreterversammlung) und weitere fachärztliche KV-Vertreter unter Allianz-Flagge. Als zentrale Wahlaussage nennt die Liste den Erhalt des freien Arztberufs.

Die "Hausärzte in Hamburg"-Liste stellt bislang fünf Delegierte. Im Wahlprogramm hebt die Liste des Hausärzteverbandes auch auf die Vereinbarkeit von Familie und Beruf und auf faire Vertragsgestaltung für angestellte Ärzte ab. Spitzenkandidat ist Dr. Detlef Niemann.

Vier Delegierte stellen bislang die Psychotherapeuten. Ihre Liste eins setzt sich für eine Stärkung der ärztlichen Psychotherapie in Weiterbildung und Fortbildung sowie in Klinik und Praxis ein. Spitzenkandidat ist der seit vielen Jahren auch in der KV engagierte Dr. Hans Ramm.

Die weiteren Listen:

  • Junge Ärzte: Die bislang nicht in der Kammerversammlung vertretene Liste aus Weiterbildungsassistenten und jungen Fachärzten setzt sich insbesondere für Verbesserungen in der Aus- und Weiterbildung sowie für eine "umfassende digitale Strategie" ein.
  • Freie Ärzteschaft: Mit Spitzenkandidatin Dr. Silke Lüder will die Freie Ärzteschaft die Autonomie von Ärzten und Patienten stärken und sich gegen staatliche Bevormundung, Rationierung und Konzernmedizin aussprechen. Bislang stellt die Freie Ärzteschaft drei Delegierte.
  • Hartmannbund: Einen "Klimawandel in der Ärztekammer" will der derzeit mit nur einem Delegierten vertretene Hartmannbund erreichen. Ziel: Die Ärztekammer soll sich als "Partner der Ärzte" verstehen. Spitzenkandidat Dr. Clemens Rust stellt insbesondere die Arbeitsbedingungen für den ärztlichen Nachwuchs in den Mittelpunkt.
  • Hamburger Gesundheitsfraktion: Die derzeit mit drei Delegierten vertretene Liste nennt sich auch "Die Ärzteopposition". Themen der Liste um PD Dr. Birgit Wulff sind unterr anderem die Ökonomisierung der Medizin und die Arbeitsbedingungen für Ärzte. Ziel ist eine gleiche medizinische Versorgung aller, auch für Obdachlose und Geflüchtete.
  • Netzwerk: Die "Liste neun für alle Hamburger Ärzte aus Klinik und Praxis" hat die Freiheit des Arztberufes und die Zusammenarbeit der ärztlichen Gruppen an die Spitze ihrer Grundsätze gestellt. Spitzenkandidat Dr. Torsten Hemker hatte seine Liste bei der vergangenen Wahl noch unter dem Namen "Integration" antreten lassen und damit zwei Sitze errungen.
  • Hamburger Pädiater: Die Liste zehn um Dr. Sigrid Renz will sich außer für eine Stärkung der Kinder- und Jugendmedizin auch für Vereinbarkeit von Familie und Beruf einsetzen. Bislang sind die Pädiater mit drei Delegierten vertreten.

57 Delegierte umfasst die Kammerversammlung. 55 werden gewählt. Je einen Delegierten entsenden die Uni und der Öffentliche Gesundheitsdienst. 18 der 55 Delegierten in der alten Legislaturperiode sind Frauen.

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