Hausärztechef Weigeldt

Dispensierrecht für Landärzte?

Der Hausärzteverband stößt eine altbekannte Diskussion wieder an: Dürften gerade Landärzte selbst Medikamente abgeben, ließen sich Ressourcen besser nutzen, so die Idee.

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Gleichstellung von Arzt und Apotheker bei der Medikamentenabgabe: Der Chef des Hausärzteverbands fordert ein Dispensierrecht und eine Reform des Arzneimittelrechts.

Gleichstellung von Arzt und Apotheker bei der Medikamentenabgabe: Der Chef des Hausärzteverbands fordert ein Dispensierrecht und eine Reform des Arzneimittelrechts.

© nmann77 / stock.adobe.com

FRANKFURT. Der Vorsitzende des Deutschen Hausärzteverbands, Ulrich Weigeldt, hat eine Reform des Arzneimittelrechts angeregt. In einem Beitrag der Frankfurter Allgemeinen Zeitung" vom Freitag forderte er in Teilen eine Gleichstellung von Arzt und Apotheker durch ein Dispensierrecht. Damit "könnten die Ressourcen besser genutzt werden, gerade auf dem Land", sagte er in dem Beitrag. Die Frage, welche Arzneimittel in Arztpraxen vorgehalten werden könnten, ließ Weigeldt dabei offen.

Er sprach sich zugleich für einen Dialog mit den Apothekern aus. Ein komplettes Sortiment bereitzuhalten, sei jedenfalls nicht das Ziel, so Weigeldt. "Wir können und wollen die Apotheken nicht ersetzen." Er sei auch dagegen, die Sache "emotional zu sehen".

Ob es sich dabei um eine Reaktion auf die Äußerung von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn unlängst beim Apothekertag handelt, dementierte Weigeldt in dem Beitrag. Spahn hatte dort in einem Nebensatz geäußert, er könne sich Impfen in der Apotheke vorstellen. Auch der Vorsitzende des Gesundheitsausschusses im Deutschen Bundestag, Erwin Rüddel (CDU), zeigt sich nach FAZ-Angaben einem solchen Vorschlage offen:. Man dürfe sich neuen Versorgungsformen nicht verschließen.

Die Apothekerschaft reagierte prompt auf die Diskussion um das Dispensierrecht. "Ärzte können Apotheker so wenig ersetzen, wie Apotheker Ärzte ersetzen können", so Friedemann Schmidt, Präsident der ABDA–Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände in einer Mitteilung:. Beide müssten zusammen dafür sorgen, dass die Versorgung der Patienten vor Ort funktioniert, gerade auch in ländlichen Gebieten. "Kompetenzgerangel und der Rückfall in alte Revierkonflikte behindern uns bei dieser Aufgabe nur."

Schmidt sieht auch keinen Anlass, die Arbeitsteilung von Apotheker und Arzt in Frage zu stellen. Die Trennung ärztlicher Tätigkeit von der Abgabe von Arzneimitteln habe seinen guten Grund. Sie schützt etwa den Arzt davor, in seiner Therapieentscheidung durch wirtschaftliche Erwägungen kompromittiert zu werden. Vor dem Hintergrund, dass Hausärzte schon heute mancherorts rar seinen, stelle sich zudem die Frage, warum man sie mit weiteren Aufgaben überfordern sollte, so der ABDA-Chef. (run)

Lesen Sie dazu auch: Gesundheitsminister Spahn: Impfungen in Apotheken denkbar Nach Spahns Vorschlag: Hausärztechef ist gegen Impfen in Apotheken

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