Landesärztekammer

Bayern auf dem Sprung zur Telemedizin pur

Am Wochenende stimmt der Bayerische Ärztetag über eine Änderung der Berufsordnung ab. Diese soll im Freistaat den Weg zur ausschließlichen Fernbehandlung ebnen.

Von Christina Bauer Veröffentlicht:
Beratung via Internet: Eine Option für ländliche Regionen?

Beratung via Internet: Eine Option für ländliche Regionen?

© Popov / stock.adobe.com

MÜNCHEN. Die ausschließliche Fernbehandlung soll nun auch in Bayern möglich werden, wie das Präsidium der Landesärztekammer vor dem Bayerischen Ärztetag in München mitteilte. Der Ärztetag findet an diesem Wochenende vom 26. bis 28. Oktober in Nürnberg statt.

Damit möchte sich Bayern denjenigen Bundesländern anschließen, die seit diesem Jahr grundsätzlich eine ärztliche Behandlung ohne direkten Kontakt erlauben. Wie Ärztekammerpräsident Dr. Gerald Quitterer betonte, müsse der persönliche Arzt-/Patienten-Kontakt aber der "Goldstandard" bleiben. "Ich muss mit allen fünf Sinnen mit dem Patienten kommunizieren können", sagt Quitterer.

Entsprechend vorsichtig ist der Änderungsvorschlag für die Berufsordnung der Ärzte in Bayern formuliert, über den der Ärztetag zu entscheiden hat. Dort heißt es, eine ausschließliche Fernbehandlung "ist im Einzelfall erlaubt, wenn dies ärztlich vertretbar ist und die erforderliche ärztliche Sorgfalt (…) gewahrt wird". Zudem habe der Arzt den Patienten über die Besonderheiten einer Behandlung nur über Kommunikationsmedien aufzuklären.

Kein Ausgleich für Ärztemangel

Quitterer betonte, dass Ansätze wie die Fernbehandlung allein den Mangel an Ärzten nicht ausgleichen könnten. Es gelte vielmehr, personelle Kapazitäten aufzubauen. Er wolle sich daher insbesondere für einen weiteren Ausbau von Studienplätzen in Bayern einsetzen.

"Ich möchte (…) eine medizinische Fakultät in Passau", so Quitterer. Diese Forderung habe er mit Politikern bereits vor mehreren Jahren besprochen. Sie sei aber zugunsten der neuen Medizinischen Fakultät in Augsburg zunächst zurückgestellt worden. Diese befindet sich inzwischen im Aufbau.

Nun dürfe der Freistaat nicht in seinen Bemühungen nachlassen, weitere Studienkapazitäten zu schaffen. Insbesondere angesichts des Landarztmangels plädierte Quitterer dafür, bei der Vergabe von Studienplätzen neue Kriterien mit einzubeziehen, etwa die Herkunft von Bewerbern. Stammten Studienanwärter beispielsweise aus ländlichen Regionen, könne das die Chancen verbessern, dass sie als Ärzte auf dem Land tätig würden.

Positive Entwicklungen

Positiv hob der Kammerpräsident die Entwicklung bei den Weiterbildungsbefugnissen hervor. Im Mai dieses Jahres habe die Kammer 12.156 Befugnisse bei bayerischen Ärzten dokumentiert, im Vergleich zu 11.625 im Vorjahr. Zudem entfielen immerhin 3291 der Befugnisse auf die Weiterbildung zum Facharzt für Allgemeinmedizin.

Eine weitere günstige Voraussetzung für die Allgemeinmedizin-Weiterbildung bieten die inzwischen bayernweit etablierten Weiterbildungsverbünde. In den insgesamt 82 Verbünden sind nach Angaben der Kammer inzwischen 854 Arztpraxen und 173 Krankenhäuser organisiert.

Angehende Ärzte können in einem Verbundnetz alle Abschnitte ihrer fünfjährigen Weiterbildung absolvieren. Die von Ärztekammer, Kassenärztlicher Vereinigung und Hausärzteverband zusammen eingerichtete Koordinierungsstelle Allgemeinmedizin betreut die Verbünde und berät Studenten.

Mehr zum Thema

Bürokratieabbau in der Praxis

Kinderärzte fordern Abschaffung der Kinderkrankschreibung

Interview

Diakonie-Präsident Schuch: Ohne Pflege zu Hause kollabiert das System

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Ambulantisierung

90 zusätzliche OPS-Codes für Hybrid-DRG vereinbart

Doppel-Interview

BVKJ-Spitze Hubmann und Radau: „Erst einmal die Kinder-AU abschaffen!“

Interview

Diakonie-Präsident Schuch: Ohne Pflege zu Hause kollabiert das System

Lesetipps
Der Patient wird auf eine C287Y-Mutation im HFE-Gen untersucht. Das Ergebnis, eine homozygote Mutation, bestätigt die Verdachtsdiagnose: Der Patient leidet an einer Hämochromatose.

© hh5800 / Getty Images / iStock

Häufige Erbkrankheit übersehen

Bei dieser „rheumatoiden Arthritis“ mussten DMARD versagen