Kommentar – Kommentar zum Schmerztag
Das Maß für gute Medizin
Individualisierung statt Standardisierung? Das Motto des 30. Deutschen Schmerz- und Palliativtages in Frankfurt am Main bietet einigen Sprengstoff für die innerärztliche Diskussion.
Die Deutsche Gesellschaft für Schmerzmedizin (DGS) positioniert sich bewusst gegen die „Leitlinien-Industrie“, wie DGS-Präsident Johannes Horlemann es ausdrückt. Leitlinien entfernten sich zunehmend von der Versorgungsrealität der Patienten, heißt es.
Ärztliche Kunst statt evidenzbasierter Medizin? So zugespitzt sieht es wahrscheinlich selbst die DGS mit ihrem aktuell vorgelegten Thesenpapier nicht. Aber der Anspruch der Schmerzmediziner, evidenzbasierte Leitlinien an ihren Fortschritten in der Versorgung von Patienten mit chronischen Schmerzen zu messen, ist aller Ehren wert.
Mit ihrem Ansatz, stärker auf die Bedürfnisse multimorbider Patienten einzugehen, die in Studien häufig ausgeblendet werden, steht die DGS nicht allein. Bereits Ende 2017 hat beispielsweise die Deutsche Gesellschaft für Allgemein- und Familienmedizin (DEGAM) eine eigene Leitlinie für die Behandlung multimorbider Patienten entwickelt.
Standards sind wichtig in der medizinischen Versorgung – aber gute Medizin ist weit mehr als das.
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