Junge Ärzte

Chirurgen fordern ein Lifting ihres Fachs

Ergebnisse des Berufsmonitors der Medizinstudenten schrecken Chirurgen auf. Sie bangen um den Nachwuchs.

Thorsten SchüllerVon Thorsten Schüller Veröffentlicht:

MÜNCHEN. Die Chirurgie steht bei angehenden Ärzten nicht hoch im Kurs. Nachwuchsmediziner für diesen Bereich zu gewinnen ist eine besondere Herausforderung, sagte Professor Hans-Joachim Meyer, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie (DGCH) und Präsident des Berufsverbands der Deutschen Chirurgen (BDC).

Meyer berief sich anlässlich einer Veranstaltung des DGCH-Kongresses auf das „Berufsmonitoring Medizinstudierende“ und den Berufsmonitor Medizinstudium der Berufsvertretung der Medizinstudenten (bvmd). Demnach sehen während des Praktischen Jahres (PJ) nur 18,1 Prozent der Studierenden Perspektiven in der Chirurgie. Grund seien vor allem die Arbeitsbedingungen, die sich vielfach nicht mit einem familienfreundlichen Leben in Einklang bringen ließen.

Bei der Befragung von 13.000 Studenten wurden „Vereinbarkeit von Familie und Beruf“ (94,6 Prozent), „geregelte Arbeitszeiten“ (82,3 Prozent) und „flexible Arbeitszeiten“(81,4 Prozent) am häufigsten als Erwartungen an das spätere Berufsleben formuliert. Meyer wies darauf hin, dass die Erfahrungen des PJ entscheidend die berufliche Zukunft und Fachgebietswahl bestimmen.

Um die Attraktivität des Arztberufs und insbesondere der Chirurgie zu erhöhen, seien auf allen Ebenen Veränderungen nötig – von der Politik über die Krankenhausträger bis hin zu den leitenden Funktionsträgern in Kliniken.

Wichtig wäre vor allem eine Reduzierung nicht-ärztlicher Tätigkeiten, eine Entschlackung des „ausufernden Bürokratiealltags“. Klinikträger müssten zudem ein „realistisches Kinderbetreuungsprogramm“ vorlegen. Außerdem dürften verlängerte Operationszeiten durch Ärzte in Weiterbildung „nicht aus ökonomischen Gründen“ negativ eingestuft werden. Ein daraus resultierender Sparkurs würde den Nachwuchsmangel nur noch verstärken.

Auf der Agenda stehe langfristige Programme zur besseren Organisation der Arbeitszeiten sowie transparente und faire Operationsplanungssysteme zu entwickeln. Dabei seien die Aus- und Weiterbilder zu beteiligen. Die Ausbilder seien gefordert, PJ’ler frühzeitig in chirurgische Teams einzubinden.

Dabei könnten bereits kleinste operative Tätigkeiten wie das Setzen einer Hautnaht das Interesse an dem Fach steigern. Nur so sei die Faszination der Chirurgie zu vermitteln. „Selbstzufriedenheit und kollektive Arroganz“ hülfen in sich ändernden Zeiten nicht weiter. Sie würden das Risiko von Nachwuchsmangel in der Chirurgie nur verstärken, so Meyer.

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