Vom Hartmannbund-Chef zum BÄK-Präsidenten?

So will Klaus Reinhardt als Ärztechef agieren

Präsident der Bundesärztekammer und Chef des Hartmannbundes – diese beiden Ämter vertragen sich miteinander, meint Dr. Klaus Reinhardt. Mit dem Gesundheitsminister will er bei mehreren Thema auf Konfrontation gehen: "Er überfordert die Leute".

Ilse SchlingensiepenVon Ilse Schlingensiepen Veröffentlicht:
Dr. Klaus Reinhardt bei der Veranstaltung „Düsseldorf IN“.

Dr. Klaus Reinhardt bei der Veranstaltung „Düsseldorf IN“.

© Ilse Schlingensiepen

DÜSSELDORF. Sollte Dr. Klaus Reinhardt beim Deutschen Ärztetag in Münster zum Präsidenten der Bundesärztekammer (BÄK) gewählt werden, will er Vorsitzender des Hartmannbundes bleiben. „Das verträgt sich durchaus miteinander“, sagte ein entspannt wirkender Reinhardt bei der Veranstaltung „Düsseldorf IN“ von Ärzte- und Apothekerbank, „Rheinischer Post“ und Signa Property Funds.

Der Hartmannbund mit seinem übergreifenden Ansatz passe von der Struktur und der Ausrichtung auf die gesamte Ärzteschaft her gut zur BÄK, findet der Hausarzt aus Bielefeld. „Wir sind auf Verbandsebene spiegelbildlich das, was die Bundesärztekammer für die Gesamtheit der Ärzte ist.“

Sollte er jedoch merken, dass die Doppelbelastung durch beide Ämter zu groß ist, würde er nicht „zwanghaft“ versuchen, an ihr festzuhalten, betonte Reinhardt. Klar sei, dass er nicht länger wie gewohnt in seiner Gemeinschaftspraxis tätig sein kann.

Ganz aufgeben würde er die praktische Arbeit allerdings nicht. „Ich stelle mir vor, dass ich einen Restbezug zu dem behalte, was Versorgung bedeutet.“ Dabei werde er sich aber auf Aufgaben wie die Abgabe einer zweiten Meinung beschränken.

Auf Konfrontation mit Spahn bei der TI

Die von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn angekündigten Strafmaßnahmen gegen Ärzte, die sich dem Anschluss an die Telematik-Infrastruktur verweigern, könnten nach seiner Ansicht ein Thema sein, bei dem die BÄK dem Minister Contra gibt. Eine solche Auseinandersetzung mache allerdings nur dann Sinn, wenn die BÄK-Spitze die Truppen geschlossen hinter sich wisse. „Davon sind wir als Ärzteschaft noch weit entfernt“, beklagte er.

In der Vergangenheit sei die Vielzahl ärztlicher Verbände vor allem damit beschäftigt gewesen, sich innerärztlich auseinanderzusetzen. „Wir müssen wieder lernen, uns auf die gemeinsamen Interessen zu besinnen und sie nach außen zu vertreten.“

Um politische Durchschlagskraft zu entwickeln reiche das aber nicht aus. Die Ärzte müssten auch die Bevölkerung von ihren Anliegen überzeugen. Das werde mit der reinen Forderung nach mehr Geld kaum gelingen. Die Ärzteschaft sollte mit dem punkten, was ihren Beruf ausmacht: die Empathie und die Fähigkeit, sich Menschen zuzuwenden. „Wir müssen mit den Attributen Politik machen, die uns zu Ärzten machen“, sagte Reinhardt.

Er wies den Vorwurf zurück, dass die Ärzteschaft wegen ihrer negativen Haltung zur Telematik-Infrastruktur selbst schuld daran sei, dass Spahn die Zügel jetzt enger zieht. „Die Gematik war von Anfang an zum Scheitern verurteilt.“

Schlanke Lösung im Blick

Die unterschiedlichen Interessen der Beteiligten hätten einheitliche und tragfähige Lösungen verhindert. Er selbst sei immer für eine kleine, schlanke staatliche Infrastrukturlösung gewesen, sagte Reinhardt. Es reiche die Vorgabe von Normen und Standards, mit denen alle Anbieter, die die formalen Voraussetzungen erfüllen, arbeiten können.

Reinhardt, der Vorsitzender des BÄK-Ausschusses „Gebührenordnung“ ist, sieht die von Spahn eingesetzte Kommission zur Reform der Honorarordnung gelassen. Eine Zusammenführung von GOÄ und EBM sei aufgrund der großen Unterschiede kaum möglich.

Sollte die Kommission ebenfalls zu diesem Ergebnis kommen – was er für wahrscheinlich hält – sei es wichtig, dass BÄK und private Krankenversicherer dem Bundesgesundheitsministerium dann eine konsentierte GOÄ-Novelle vorlegen können. Die Zeichen dafür stehen nach seiner Einschätzung nicht schlecht.

Den aus dem westfälischen Ahaus stammenden Jens Spahn kennt Reinhardt seit 2005. Er schätzt am Bundesgesundheitsminister, dass er klare Meinungen hat und den Menschen auch Dinge sagt, die sie nicht hören wollen. Kritisch sieht er die Geschwindigkeit, mit der der Minister seine Vorhaben umsetzt. „Er überfordert die Leute.“ Den Streit mit Spahn scheue er nicht, sagte Reinhardt. „Ich gehe keiner Auseinandersetzung aus dem Weg, ich bin ja auch Westfale.“

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