Medizinischer Nachwuchs

Diabetologen fordern den Ausbau ihres Fachs an den Unis

Der Mangel an Diabetes-Lehrstühlen gefährdet die Nachwuchsrekrutierung in der Diabetologie. Die Deutsche Diabetes-Gesellschaft steuert mit einem Stipendiaten- und Mentoring-Programm gegen.

Helmut LaschetVon Helmut Laschet Veröffentlicht:
Mediziner-Nachwuchs an der Universität: Die Deutsche Diabetes Gesellschaft engagiert sich mit Stipendien und Mentoring-Programmen an der Nachwuchsförderung.

Mediziner-Nachwuchs an der Universität: Die Deutsche Diabetes Gesellschaft engagiert sich mit Stipendien und Mentoring-Programmen an der Nachwuchsförderung.

© JackF / stock.adobe.com

BERLIN. Angesichts von 6,5 Millionen an Diabetes erkrankten Menschen und 500.000 Neuerkrankungen im Jahr erwartete die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) künftig Versorgungsengpässe, wenn bei der Rekrutierung und Ausbildung des Nachwuchses an Diabetologen nicht umgesteuert wird.

Ein erheblicher Teil der Inhaber diabetologischer Schwerpunktpraxen werde in wenigen Jahren aus Altersgründen in den Ruhestand gehen – es gebe aber kein Konzept zur Nachbesetzung der frei werdenden Praxen, beklagte Professor Annette Schürmann vom Deutschen Zentrum für Diabetes-Forschung beim Diabetes-Kongress am Freitag in Berlin.

Derzeit führt die Fachgesellschaft eine Strukturerhebung zur Lage der diabetologischen Schwerpunktpraxen durch, die Aufschluss über das Ausmaß künftiger Versorgungsengpässe und den Nachwuchsbedarf geben soll.

Erneut kritisierte Schürmann, dass die Zahl der Lehrstühle für Diabetologie an den 33 medizinischen Fakultäten in den letzten 20 Jahren von einst 20 auf aktuell acht zurückgegangen ist. Ursächlich dafür sei, dass die sprechende Medizin nicht so rentabel ist wie andere Fachrichtungen.

Defizite durch Schließung von Abteilungen

Als Folge von Wirtschaftlichkeitserwägungen seien auch endokrinologische Abteilungen in Krankenhäusern geschlossen worden. Dadurch seien Defizite in der Aus- und Weiterbildung von Medizinern entstanden, die nicht nur die Krankenversorgung gefährden, sondern auch den wissenschaftlichen Fortschritt einschränkten.

Bereits 2007 habe die DDG mit einem Stipendiaten- und Mentoring-Pogramm reagiert. Damit werden Studenten, junge Ärzte und Nachwuchs-Naturwissenschaftler bei Kongressbesuchen und mit Reisestipendien unterstützt. Seit 2015 bietet die DDG in Kooperation mit dem Deutschen Zentrum für Diabetesforschung im Frühjahr 150 und im Herbst 50 Studenten, Doktoranden und Assistenzärzten ein Mentoring-Programm an.

 Professoren, Diabetologen aus Schwerpunktpraxen und Ärzte aus der Industrie stehen dabei den Stipendiaten als Mentoren zur Verfügung und geben einen aktuellen Überblick über den Wissensstand der Diabetologie, aber auch über Karrierechancen. Aufgrund dieser engen Betreuung des Nachwuchses seien inzwischen Ärztenetzwerke entstanden.

2017 sei auf dem Hamburger Diabetes-Kongress die Idee für eine Arbeitsgruppe Nachwuchs für Klinik und Praxis entstanden und realisiert worden. Die Arbeitsgruppe unterstütze den DDG-Vorstand bei seiner Arbeit und trete aktiv für die stärkere Verankerung der Diabetologie im Studium ein.

Angebote für die Nachwuchsförderung

Ferner hat die Arbeitsgruppe im April erstmals den Aachener Diabetestag organisiert, der als „voller Erfolg“ gewertet wird. Rund 70 Medizinstudenten sowie Studenten aus der Biologie und Biotechnik haben an den Workshops teilgenommen.

Seit 2013 organisiert der Deutsche Zentrum für Diabetes-Forschung (DZD) einmal im Jahr die DZD Research School . Etwa 80 junge Wissenschaftler kommen dabei in Kontakt mit renommierten internationalen Referenten.

Das DZD-Next bündele die Nachwuchsförderung und unterstütze die Ausbildung international konkurrenzfähiger Ärzte und Wissenschaftler. Damit werde der Wissenschaftsstandort Deutschland für talentierte Nachwuchskräfte attraktiv gemacht, so Schürmann. Dabei sollen auch Management- und Führungskompetenzen vermittelt werden.

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