Medizinstudium

Sachsen will Zahl der Studienplätze in Ungarn verdoppeln

Wenige Wochen vor der Landtagswahl stellt eine neue Initiative für das Gesundheitswesen Pläne gegen den Ärztemangel vor.

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DRESDEN. Die Zahl der von Sachsen finanzierten Studienplätze für Medizin im ungarischen Pécs soll in den kommenden beiden Jahren auf 40 verdoppelt werden. Das hat eine neue Initiative für das Gesundheitswesen in Sachsen in Dresden angekündigt, zu der Gesundheitsministerin Barbara Klepsch (CDU), die KV Sachsen, die Sächsische Landesärztekammer, die Krankenhausgesellschaft Sachsen und die AOK Plus gehören.

Die Studiengebühren für die 20 neuen Studienplätze in Ungarn pro Jahr werde der Freistaat Sachsen übernehmen. Die Studenten müssen sich dafür verpflichten, sich nach dem Studium zum Allgemeinmediziner weiterbilden zu lassen und anschließend mindestens fünf Jahre als Hausarzt in einer ländlichen Region Sachsens zu arbeiten.

Kritik vom Koalitionspartner

Die Initiative ist die Konsequenz eines Briefs, den die KV Sachsen, die Sächsische Landesärztekammer, die Krankenhausgesellschaft Sachsen und die AOK Plus im Oktober 2017 an Ministerin Klepsch gerichtet und in dem sie Thesen zur medizinischen Versorgung in Sachsen in der Zukunft aufgestellt hatten.

Die Initiative wird sowohl vom Koalitionspartner SPD als auch von der Opposition im Landtag heftig kritisiert. „Wer medizinische und pflegerische Versorgung als Wahlkampfplattform benutzt, braucht sich nicht wundern, wenn die Menschen das Vertrauen in staatliche Institutionen verlieren“, sagte der hochschulpolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Holger Mann.

Er nannte die Vorschläge von Klepsch „nach 55 Monaten im Amt“ überfällig, aber drei Monate vor der Landtagswahl „leider zu spät“. „Warum hat die Ministerin gewartet, bis die Landtagswahl vor der Tür steht“, fragt die gesundheitspolitische Sprecherin der Linksfraktion, Susanne Schaper. „Dass den Ankündigungen Taten folgen, glaube ich erst, wenn ich es erlebe.“

100 zusätzliche Studienplätze pro Jahr

In der Tat stellt die Initiative viele Ankündigungen vor und Forderungen auf. Sie verlangt für Sachsen zusätzlich 100 Studienplätze für Medizin pro Jahr. Die SPD, die das für die Universitäten zuständige Wissenschaftsministerium leitet, hatte die Forderung nach mehr Studienplätzen unlängst als nicht nötig zurückgewiesen.

Jetzt kritisierte SPD-Politiker Mann jedoch, dass Klepsch dies nicht schon bei den Haushaltsberatungen in den Jahren 2016 und 2018 verlangt habe. Die Initiative will außerdem erreichen, dass Auswahlverfahren der Universitäten für Studienbewerber verbindlich werden. Beim PJ sollten Studenten eine bessere finanzielle Unterstützung als bisher erhalten. Ab wann und in welcher Höhe dies geschehen soll, sagen die Initiatoren allerdings nicht.

Eine weitere Ankündigung besteht darin, dass Mentoring-Programme für niedergelassene Ärzte „weiter ausgebaut“ werden sollten. Zuletzt hatte die IG Med die KV Sachsen sowie Ministerin Klepsch und Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) wegen Regressforderungen kritisiert, die oft bis zu vier Jahre zurückliegen und häufig mehrere hunderttausend Euro umfassen sollen.

Für die Versorgung im ländlichen Raum will die Initiative Vorhaben wie Impfbusse, Satellitenpraxen, rollende Arztpraxen und Patientenbusse erproben. Wann diese kommen werden und wie genau sie aussehen sollen, wurde jedoch nicht gesagt. (sve)

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