Bunter Strauß an Ideen
Ärztepräsident Reinhardt befürwortet Frauenquote
Der neue Präsident der Bundesärztekammer Klaus Reinhardt hat sich für eine Frauenquote in Führungspositionen in der Medizin ausgesprochen. Auch für Patienten mit “Flatrate-Mentalität“ und für Organspender hat er eine Idee.
Veröffentlicht:BERLIN. Mehr Frauenpower in der medizinischen Chefetage. „Ich bin dafür“, sagte Dr. Klaus Reinhardt den Zeitungen der Funke Mediengruppe am Freitag. Frauen hätten es noch immer schwerer, im Arztberuf Karriere zu machen. Er sprach sich zugleich dafür aus, den Arztberuf familienfreundlicher zu machen, so Reinhardt, der seit Ende Mai Präsident der Bundesärztekammer ist.
Skeptisch beurteilt er das von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) initiierte Terminservice- und Versorgungsgesetz. „Die neuen gesetzlichen Regelungen werden auf jeden Fall kurzfristig für Entspannung bei der Terminsituation sorgen“, sagte Reinhardt der „Welt“. „Aber langfristig wird das Gesetz die Situation nicht verbessern.“
Der BÄK-Präsident erwartet sogar eher eine Verschlechterung. Grund sei, dass die Ärzte bereits jetzt am Limit arbeiteten.
Patientensteuerung über den Geldbeutel
Zur besseren Patientensteuerung greift Reinhardt auf eine bekannte Grundidee zurück: In Medienberichten fordert er eine Selbstbeteiligung von Patienten, die besonders häufig zum Arzt gehen.
„Bei mehrfachen und völlig unnötigen Arztbesuchen kann eine moderate wirtschaftliche Beteiligung zu einem verantwortungsvolleren Umgang mit unseren knappen Ressourcen im Gesundheitswesen beitragen“, sagte er den Zeitungen der Funke-Medienguppe. Der Erstzugang solle aber immer frei sein, betont er.
Dennoch betont er, dass sich mit kleinen Geldbeträgen das Verhalten von Patienten durchaus verändern und sich ständiges zum Arzt-Rennen vermeiden ließe. In diesem Zusammenhang lobte er auch die Ende 2012 abgeschaffte Praxisgebühr. Sie sei zwar falsch angegangen worden, hätte aber im Grund funktioniert.
Organspender bevorzugt bei Organempfang?
Im Gespräch mit den Zeitungen der Funke Mediengruppe wartete der BÄK-Präsidente noch mit einem weiteren neuen Vorschlag auf. Wer zur Organspende bereit sei, könne auch bei der Vergabe von Spenderorganen bessergestellt werden, so seine Idee. „Den Empfang eines Spenderorgans von der eigenen Bereitschaft zur Spende abhängig zu machen, finde ich diskussionswürdig“, wird er dazu zitiert. „Wer bereit ist zu geben, kann bevorzugt empfangen.“
Reinhardt bezog sich laut Deutschem Ärzteblatt bei seinem Vorschlag auf eine Regelung in Israel. Dort hänge der Platz auf der Empfängerliste bei Organtransplantationen auch davon ab, ob und wann sich jemand zu Lebzeiten zum Spender erklärt habe. (run mit dpa-Material)