In die Apotheke statt zum Hausarzt

BERN (cw). Was sich Apotheker hierzulande seit langem wünschen, ist in der Schweiz schon Wirklichkeit: eine stärkere Einbindung in heilberufliche Funktionen.

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Im Rahmen des telemedizinischen Pilotprojektes "netCare" sollen 200 eidgenössische Offizinbetreiber künftig hausärztliche Aufgaben wie die Erstkonsultation übernehmen.

Partner des auf zwei Jahre angelegten Versuchs sind der schweizerische Apothekerverband Pharmasuisse, das Schweizer Zentrum für Telemedizin Medgate sowie die größte Krankenversicherung des Landes, die Helsana.

"Durch die gezielte Einbindung der Apotheken in die medizinische Grundversorgung soll das vorhandene Potenzial hinsichtlich Know-how, Infrastruktur und Verfügbarkeit besser ausgeschöpft werden", heißt es in einer Mitteilung der Projektpartner.

Die ärztlichen Notfallambulanzen seien mit Bagatellfällen "chronisch überlastet". Von netCare erhoffe man sich daher auch eine "Verbesserung der Gesundheitsversorgung".

Video-Schalte mit dem Doktor

Das eigentlich Besondere an dem Versuch ist die Einbindung von Ärzten per Video-Technik. Bei Bedarf können die Apotheker einen Arzt des Telemedizin-Dienstleisters Medgate anwählen, der diagnostische Hilfestellung gibt, idealerweise auch gleich ein Rezept schreibt und in die Apotheke faxt.

Daraus, dass es bei dem Pilotprojekt nicht zuletzt ums Geld geht, macht Pius Gyger, Leiter Gesundheitspolitik der Helsana, keinen Hehl: "Unsere Teilnahme an netCare beruht auf der Überzeugung, dass neue und innovative Versorgungsmodelle einen wichtigen Beitrag zur Kosteneindämmung leisten können".

Seitens der schweizerischen Ärzteschaft stößt netCare auf ein "Ja - aber", wie Jacques de Haller, Präsident der Standesorganisation FMH betont. Es sei richtig, dass die Grundversorgung in der Alpenrepublik überlastet sei. Insofern könne die telemedizinische Aktivierung der Apotheker durchaus sinnvoll sein.

Allerdings müssten die Pharmazeuten ihre Grenzen anerkennen und ihre Tätigkeit auf einfache Gesundheitsprobleme oder den Einsatz am Samstag Nachmittag beschränken. Längerfristig sei die Behandlung Sache des Arztes. Die persönliche Arzt-Patienten-Beziehung dürfe nicht durch eine Web-Cam ersetzt werden.

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