Kommentar
Irritierender Appell
Der Chef der britischen Arznei-Evaluierungsbehörde NICE fordert Patienten auf, ihr Krankenhaus zu verklagen, sollten sie sich pharmazeutisch nicht gut versorgt sehen. So etwas hat es in der britischen Gesundheitspolitik noch nie gegeben.
Tatsache ist, dass Großbritannien als Folge der Wirtschaftskrise tiefe Einschnitte in sein staatliches Gesundheitswesen erlebt. Gekürzt wird überall. Daran wird sich in absehbarer Zeit nichts ändern. Regierungschef Cameron will Schulden abbauen.
Das NICE genießt seit Jahren den Ruf, Zulassungen neuer Arzneien sowie die Einführung neuer Therapien zu behindern. Da ist ein solcher Appell des NICE-Chefs verblüffend. Eines hat der NICE-Chef aber erreicht: NICE, jenes bisher diskret im Hintergrund arbeitende Expertengremium, steht plötzlich im Mittelpunkt des Interesses.
Es wäre erfreulich, wenn der NICE-Chef künftig seine einflussreiche Stellung auch anderweitig nutzen würde.
Er könnte zum Beispiel dafür werben, dass jeder Patient im Königreich die Arzneitherapie erhält, die er benötigt und keine Therapie, die ihm seine finanziell mehr oder weniger gebeutelte regionale Gesundheitsverwaltung zugesteht. Auch ohne dass er dafür vor Gericht ziehen muss.
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