Wachstum

Malaysias Westen baut auf Medizintourismus

Die malaiische Provinz Penang sieht noch großes Potenzial beim preisgünstigen, aber hochwertigen Medizintourismus. Die Zahlen sprechen für sich.

Matthias WallenfelsVon Matthias Wallenfels Veröffentlicht:
UNESCO-Weltkulturerbe George Town: Sieben private Kliniken aus der Hauptstadt der Provinz Penang buhlen um Medizintouristen aus dem Ausland.

UNESCO-Weltkulturerbe George Town: Sieben private Kliniken aus der Hauptstadt der Provinz Penang buhlen um Medizintouristen aus dem Ausland.

© HBLnetwork/imago

GEORGE TOWN. Spitzenmedizin zu wesentlich günstigeren Preisen als in Europa, den USA oder Australien - so buhlt die Penang Health Association um Medizintouristen.

Sieben private Krankenhäuser an der Westküste der malaiischen Halbinsel haben sich in dem Verbund zusammengeschlossen, um im Ausland für ihre medizinischen Leistungen sowie ihr aufmerksames und zuvorkommendes Krankenpflegepersonal die Werbetrommel zu rühren.

Der Klinikverbund scheint die richtige Strategie zu fahren. Denn, so berichtet die deutsche Außenhandelsagentur Germany Trade & Invest (GTAI), allein im vergangenen Jahr kamen nahezu 580.000 Patienten aus dem Ausland nach Malaysia - 35 Prozent mehr als 2010.

Die Patienten gaben laut GTAI rund 510 Millionen Malaysische Ringgit (rund 117 Millionen Euro) aus.

Die Nachfrage nach privaten Gesundheitsdienstleistungen in der Provinz Penang ist vor allem regional ausgeprägt. Fast 70 Prozent der ausländischen Patienten sind laut GTAI Indonesier gewesen.

Beim Behandlungsspektrum stünden bei diesen vor allem kardiologische, orthopädische und onkologische Eingriffe im Fokus, aber auch die künstliche Befruchtung. Im Kommen seien kosmetische und zahnärztliche Behandlungen.

Dass die Krankenhäuser unter dem Dach der Penang Health Association vor allem potenzielle Medizintouristen aus der näheren und weiteren asiatisch-pazifischen Nachbarschaft ansprechen, ergibt sich bei der Lektüre der Homepage sowie den einzelnen Websites der beteiligten Kliniken.

So wirbt die Penang Health Association vor allem mit einer hohen Sprachkompetenz ihres Personals in der malaiischen oder indonesischen Sprache.

Ferner gelte dies für die chinesischen Hauptdialekte sowie die verschiedenen indischen Sprachausprägungen. Auch Japanisch werde fließend beherrscht. Englisch hingegen werde nur auf einem niedrigeren Niveau gesprochen.

20 Prozent jährliches Wachstum im Kliniksektor

Punkten wollen die privaten Kliniken auch mit der touristischen Attraktivität der Insel Penang, zu der tropische Strände, Weltklasse-Hotels und vor allem die Altstadt von George Town gehören, die als UNESCO-Weltkulturerbe klassifiziert ist.

GTAI sieht die Insel Penang mit ihrer Hauptstadt George Town als Malaysias Investorenparadies, das vor allem durch seine verarbeitende Industrie, insbesondere Elektro- und Elektronikindustrie sowie Medizintechnik glänze.

Bei den weiteren Wachstumsfeldern im Dienstleistungssektor reiche die Bandbreite vom Medizintourismus über die Logistik und Bildung bis zum konventionellen Tourismus.

Auch nach dem Wunsch der lokalen Regierung, die als ausgesprochen unternehmerfreundlich gilt, so die deutschen Wirtschaftsförderer, solle dem Servicesektor eine stärkere Bedeutung zukommen.

An der Spitze der geförderten Dienstleistungssektoren stehe der Gesundheitsbereich, wie GTAI auf Aussagen der örtlichen Außenhandelsagentur Invest-in-Penang rekurriert.

Auf Grund seines im internationalen Vergleich relativ hohen Qualitätsniveaus bei einem immer noch konkurrenzfähigen Preis-Leistungs-Verhältnis sei allein der Krankenhaussektor auf der Insel in den vergangenen Jahren um durchschnittlich 20 Prozent jährlich gewachsen.

Dazu habe nicht zuletzt der Medizintourismus beigetragen. Von diesem profitiert Penang auch im innermalaiischen Vergleich. Schließlich flossen laut GTAI bislang rund zwei Drittel von Malaysias Deviseneinkünften im Medizintourismus nach Penang.

Dank seiner High-Tech-Industrie, zu der neben der Medizintechnik insbesondere die Elektro- und Elektronik-, die Metall verarbeitende Industrie sowie Flugzeug- und Kfz-Technik gehören, sei die verarbeitende Industrie der dominierende Sektor Penangs.

2010 habe sich ihr Anteil am Bruttoinlandsprodukt auf schätzungsweise 50 Prozent belaufen - landesweit seien es nur 25 Prozent gewesen.

Das zweite wichtige Standbein in Penang stellte 2010 nach GTAI-Angaben mit einem Anteil von rund 46 Prozent der Dienstleistungssektor dar - inklusive Medizintourismus.

Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Hemmschuh Transparenz?

Mehr zum Thema

Vor dem World Health Assembly

WHO-Pandemieabkommen noch lange nicht konsensfähig

Leicht geringere Sterblichkeitsrate

Sind Frauen besser bei Ärztinnen aufgehoben?

Kommentar zum Umgang mit aggressiven Patienten in Frankreich

Klima der Gewalt

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Umstellung auf Living Guideline

S3-Leitlinie zu Pankreaskrebs aktualisiert

Nach Koronararterien-Bypass-Operation

Studie: Weniger postoperatives Delir durch kognitives Training

Lesetipps
Gefangen in der Gedankenspirale: Personen mit Depressionen und übertriebenen Ängsten profitieren von Entropie-steigernden Wirkstoffen wie Psychedelika.

© Jacqueline Weber / stock.adobe.com

Jahrestagung Amerikanische Neurologen

Eine Frage der Entropie: Wie Psychedelika bei Depressionen wirken

Gesundheitsminister Lauterbach hat angekündigt, den Entwurf für die Klinikreform am 8. Mai im Kabinett beraten lassen zu wollen. 

© picture alliance / Geisler-Fotopress

Großes Reformpuzzle

So will Lauterbach den Krankenhaus-Sektor umbauen