Spanien

Zwangsräumungen machen Einwohner krank

In den zurückliegenden fünf Jahren haben 400 000 Spanier durch Zwangsräumungen ihre Wohnungen verloren. Allein im vergangenen Jahr nahmen sich mehrere Dutzend Betroffene das Leben.

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MADRID. Die nicht enden wollende Wirtschaftskrise, die Sparpolitik und eine Massenarbeitslosigkeit von mittlerweile 26 Prozent führt auch bei immer mehr Spaniern zu Depressionen, Schlaflosigkeit und Angstzuständen.

Wie im vergangenen Jahr eine Untersuchung des European Journal of Public Health ergab, nahmen die in Spanien diagnostizierten Depressionen um 19,4 Prozent zu.

Seit dem Einsetzen der spanischen Krise 2008 stiegen auch die Zahlen von Patienten mit Angstzuständen (8,4 Prozent), Panikattacken (6,4 Prozent), Schlafstörungen (7,3 Prozent) und Alkoholproblemen (4,6 Prozent) drastisch an.

"Die Sorge um die berufliche Zukunft und die finanzielle Notlage hat in Spanien eindeutig die gesundheitlichen Probleme der Menschen verschlimmert", versichert auch Antonio Espino Granado, Psychologe am Madrider Universitätsklinikum Puerta del Hierro.

Dabei enden die durch die Wirtschaftskrise verursachten psychologischen Probleme in Spanien immer häufiger auch im Selbstmord.

Mehr Suizide

Während des Wirtschaftsbooms legten sich Millionen von Spaniern bis 2006 Eigentumswohnungen zu, die ihnen einst von Banken leichtfertig und ohne jegliche Bonitätsprüfungen nahezu aufgedrängt wurden. Nun können Hunderttausende ihre Hypothekenraten nicht mehr bezahlen und werden auf die Straße gesetzt.

Dabei kann der Verlust der eigenen vier Wände bei Personen mit bereits existierenden Depressionen und Angstzuständen zweifelsohne zu Verzweiflungsakten wie einem Selbstmord verleiten, bestätigt Granado.

Die Suizidzahlen scheinen ihm Recht zu geben: In den ersten drei Monaten diesen Jahres brachten sich in Spanien bereits 13 Menschen wegen ihrer Schulden und dem bevorstehenden Rauswurf aus der Wohnung um.

Im vergangenen Jahr waren es sogar mehrere Dutzend, die aus Verzweiflung und aus Furcht vor Obdachlosigkeit und sozialer Ausgrenzung den Weg in den Tod wählten.

Seit dem Platzen der Immobilienblase vor fünf Jahren wurden fast 400 000 Zwangsräumungen in Spanien vorgenommen. Um die Suizidwelle zu stoppen, setzte die Regierung bereits durch, Zwangsräumungen per Dekret für zwei Jahre auszusetzen. Doch greift diese Notbremse nur bei sozialen Extremfällen. (mame)

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