Großbritannien

Streiks für mehr Lohn dauern an

Britische Gewerkschaften fordern für Personal des staatlichen Gesundheitsdienstes NHS bis zu acht Prozent mehr Gehalt. Doch ihre Chancen stehen schlecht.

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LONDON. In Großbritannien gehen die Arbeitskämpfe im staatlichen Gesundheitswesen weiter. Am heutigen Mittwoch werden landesweit rund 400 000 Krankenschwestern und -pfleger, Hebammen, Rettungspersonal und andere "Dienst nach Vorschrift" leisten.

Tausende Operationen wurden seit Wochenbeginn abgesagt, da es bereits am Montag einen vierstündigen Streik gegeben hatte.

Die Beschäftigten des staatlichen Gesundheitsdienstes (National Health Service, NHS) leiden nach Angaben der Gewerkschaften "seit Jahren unter den Sparmaßnahmen im Gesundheitswesen".

In den vergangenen vier Jahren sei das Einkommen der NHS-Beschäftigten "um rund 15 Prozent gesunken", so eine der größten Gewerkschaften im Gesundheitsdienst, Unison.

Jahrelang waren die Löhne und Gehälter ebenso wie die ärztlichen Honorare entweder gar nicht oder nur sehr geringfügig angehoben worden. Inflationsbereinigt bedeute dies, dass die Verdienste im NHS "seit 2010 um real 15 Prozent gesunken" seien.

Gehalterhöhung wurde wieder zurückgenommen

Eine ursprünglich für 2014 vereinbarte Gehaltserhöhung von einem Prozent war später von der Regierung Cameron wieder rückgängig gemacht worden. Das verärgerte die NHS-Bediensteten und trug maßgeblich dazu bei, dass in dieser Woche in vielen britischen Kliniken entweder gestreikt oder gebummelt wird.

Es sind die ersten nennenswerten Arbeitsniederlegungen im britischen Gesundheitswesen seit rund 30 Jahren. Für die streikenden Hebammen ist es sogar die erste Arbeitsniederlegung seit 133 Jahren.

Die Gewerkschaften verlangen Einkommensverbesserungen von fünf bis acht Prozent. Dies wird von Gesundheitsminister Jeremy Hunt allerdings strikt abgelehnt. Es fehle das Gel, so das Londoner Gesundheitsministeriumd.

Für Mittwoch wird damit gerechnet, dass es in den Notaufnahmen sowie im staatlichen Rettungswesen besonders viele Behinderungen und lange Verzögerungen geben wird. Genau wie beim vierstündigen Streik am Montag sind auch wieder Hunderte Militärbedienstete auf Abruf, um die Versorgung zu verbessern.

In London sieht man zum Beispiel vermehrt oliv-farbene Rettungswagen der Armee, die Kranke in die Kliniken bringen.

Interessant: Lediglich vier Prozent der mehr als eine Million Beschäftigten haben für die Arbeitsniederlegungen gestimmt. Dass die Streiks dennoch stattfinden, hat den Gewerkschaften viel Kritik eingebracht. (ast)

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