Griechenland

Keine Besserung nach Neuwahlen

Der Wechsel im Gesundheitsministerium brachte in Griechenland keine Besserung: Im Krisen-Land warten niedergelassene Ärzte noch immer auf Rückzahlungen.

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ATHEN. Zehn Wochen nach der Neuwahl im krisengeplagten Griechenland zeichnet sich für die Gesundheitsversorgung im Land keine Besserung ab.

"Im Gegenteil, die Lage verschlimmert sich weiter", berichtet Christos Sideris von der Sozialklinik im Athener Stadtteil Elliniko. "Dies ist vor allem der Tatsache geschuldet, dass das Budget für das öffentliche Gesundheitssystem immer weiter zusammenschrumpft."

Im Durchschnitt wenden sich aktuell rund 1100 Patienten an die Sozialklinik, die sich keine private Gesundheitsversorgung leisten können und - etwa aufgrund andauernder Arbeitslosigkeit - aus der staatlichen Einheitsversicherung EOPYY ausgeschieden sind.

35.000 Besuche im Jahr 2014

Im Jahr 2012, im Jahr ihrer Gründung, zählte die Klinik noch 4000 Patientenkontakte im gesamten Jahr, 2013 waren es 18.000.

Nach 35.000 Besuchen in 2014 waren die Zahlen für das erste Halbjahr 2015 erstmals rückläufig, erfuhr die "Ärzte Zeitung" bei einem Besuch im Juli. Inzwischen befürchtet Sideris wieder eine Trendwende.

Bei einer vorgezogenen Parlamentswahl hatten die Griechen am 20. September der linken Partei Syriza erneut das Vertrauen ausgesprochen.

Nur drei Tage später präsentierte Griechenlands alter und neuer Ministerpräsident Alexis Tsipras sein neues Kabinett - und einen Wechsel im Gesundheitsministerium: So wechselte der bisherige Gesundheitsminister Panagiotis Kouroumblis ins Innenministerium, der Arzt und Mikrobiologe Andreas Xanthos rückte nach.

Zuvor war der 54-Jährige bereits als gesundheitspolitische Sprecher von Syriza tätig.

8000 Kassenärzte warten auf Rückzahlungen

Mögen unmittelbar nach der Neubesetzung noch Hoffnungen aufgekommen sein, so sind diese längst überholt. "Es hängt alles vom Budget ab", sagt Sideris. "So lange weiter gespart werden muss, wird sich auch im Gesundheitssystem nichts bessern."

Es ist eine Befürchtung, die auch die Ärzteschaft teilt: Noch immer warten die rund 8000 Kassenärzte, die im nationalen Verband organisiert sind, auf Rückzahlungen von EOPYY.

Im August bezifferte der Präsident des Verbandes der Kassenärzte, Giorgos Eleftheriou, den Rückstand auf acht Millionen Euro pro Monat; die Ärzte traten damals bereits in einen Teil-Ausstand und behandelten in ihren Praxen nur noch gegen Barzahlung.

Dr. Charalambos Koulas, Vertreter der Panhellenic Medical Association als griechisches Gegenstück zur Bundesärztekammer, beziffert die Schulden von EOPYY heute auf insgesamt 900 Millionen Euro gegenüber den niedergelassenen Ärzten und 500 Millionen Euro gegenüber den öffentlichen Kliniken.

Im Gespräch mit der "Ärzte Zeitung" zeigt auch er sich pessimistisch: "Wir machen uns nach wie vor große Sorgen um das griechische Gesundheitssystem." (jk)

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