USA

Raucherlobby lässt nicht locker

Der Duft der großen weiten Welt? Das war einmal. Nur noch jeder fünfte US-Bürger raucht. Zwischen den Bundesstaaten gibt es aber immer noch extreme Unterschiede.

Von Claudia Pieper Veröffentlicht:

WASHINGTON. Vor gut einem halben Jahrhundert sagte die US-Regierung dem Tabakkonsum den Kampf an. Mit Erfolg: Rauchten im Jahr 1965 noch 43 Prozent der amerikanischen Bevölkerung, sind es mittlerweile nur noch 18 Prozent.

Unter denen richtet der Nikotinkonsum allerdings weiterhin viel Schaden an. Eine Analyse der Tageszeitung "USA Today" hat ergeben, dass manche Bundesstaaten in ihren Bemühungen zur Raucheindämmung viel zu lax sind. Besonders dort, wo Tabak angebaut wird, schaut der (Bundes-)Staat gerne weg.

Von einer Raucherquote von 18 Prozent können viele europäische Länder nur träumen. Dennoch weist das amerikanische Gesundheitsministerium in einer Bestandsaufnahme darauf hin, dass die Kosten des Nikotinkonsums weiterhin immens sind:

Noch immer sterben in den USA fast eine halbe Million Menschen jährlich an den Folgen des Rauchens. Die durch den Tabakkonsum verursachten Todesfälle seit 1965 summieren sich auf über 20 Millionen.

3200 US-Jugendliche pro Jahr als Neuraucher

Pro Tag fangen 3200 US-Jugendliche an zu rauchen, und für 2100 junge Amerikaner wird der Nikotinkonsum zur täglichen Abhängigkeit. Unter den gegenwärtigen Bedingungen werden 5,6 Millionen der jetzt jugendlichen Raucher als Erwachsene aufgrund ihres Nikotinverbrauchs verfrüht sterben.

Die Kosten für die amerikanische Gesellschaft bleiben hoch: Der Produktivitätsverlust durch Rauchermortalität wird auf 150 Milliarden US-Dollar (138 Milliarden Euro) jährlich geschätzt.

Die medizinischen Ausgaben für Raucherkrankheiten von Erwachsenen verschlingen jährlich 130 Milliarden Dollar (120 Milliarden Euro).

Leider wird sich nicht in allen Bundesstaaten gleich stark bemüht, das Rauchen weiter einzuschränken. Das hat eine Analyse durch die Tageszeitung "USA Today" ergeben. Sie fand heraus, dass vor allem in den Bundesstaaten, in denen Tabak angebaut wird, wenig gegen die Nikotinabhängigkeit getan wird.

So geben zum Beispiel vom Tabakanbau abhängige Bundesstaaten wie Kentucky, Tennessee und Georgia weniger als 20 Prozent der Summe zur Raucheindämmung aus, die die Bundesregierung als Minimuminvestment anberaumt hat.

Höhere Tabaksteuern oft Fehlanzeige

Die Bundesstaaten mit den höchsten Raucherquoten versäumen es, eines der effektivsten Mittel zur Rauchreduzierung einzusetzen: höhere Tabaksteuern.

So beträgt in den am schlimmsten vom Rauchen betroffenen Bundesstaaten die Tabaksteuer lediglich bis zu 60 Cents pro Päckchen, verglichen mit 3,75 US-Dollar in Rhode Island und 4,35 US-Dollar in New York.

Dort, wo es die meisten und kränkesten Raucher gibt, tut man außerdem am wenigsten, das Rauchen an öffentlichen Orten, wie in Restaurants oder am Arbeitsplatz, einzuschränken.

Ein weiteres Zeichen für die laxe Haltung sind lächerliche Geldstrafen, wie zum Beispiel 100 US-Dollar für das Verkaufen von Tabakprodukten an Minderjährige. Zum Vergleich: In Bundesstaaten, in denen am aggressivsten gegen solche Verstöße vorgegangen wird, liegt die Strafe bei 10 000 US-Dollar (9240 Euro).

Mehr zum Thema

Kritik an „Suizidtourismus“ in den USA

Mehrere US-Bundesstaaten wollen Beihilfe zum Suizid erlauben

„Mehr Ernsthaftigkeit“ nötig

Drogenbeauftragter für härteren Kurs gegen das Rauchen

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Ulrike Elsner

© Rolf Schulten

Interview

vdek-Chefin Elsner: „Es werden munter weiter Lasten auf die GKV verlagert!“