Großbritannien

Hausärzte wollen Geld von Patienten im UK

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LONDON. Britische Hausärzte bereiten in Teilen Großbritanniens offenbar eine kleine gesundheitspolitische Revolution vor, indem sie in Kürze damit beginnen werden, für Konsultationen Geld vom Patienten zu verlangen. Bislang sind Hausarzttermine im staatlichen britischen Gesundheitsdienst (National Health Service, NHS) grundsätzlich kostenlos.

Hintergrund der Aktion der britischen Hausärzte ist die Geldknappheit im NHS. Laut britischem Ärztebund (British Medical Association, BMA) hat die Regierung die Etats für die staatliche Primärmedizin "seit Jahren nicht ausreichend erhöht". Doch die Nachfrage sei gestiegen. Folge: in vielen Landesteilen gibt es erstmals in der Geschichte des NHS längere Wartezeiten für einen Hausarzttermin. Das frustriert Patienten.

"Patienten erwarten immer mehr von ihren Hausärzten, aber gleichzeitig gibt das Gesundheitsministerium den Hausärzten nicht genug Geld, um diese Erwartungen zu erfüllen", so eine BMA-Sprecherin in London. Und: "Hausärzte haben zwei Möglichkeiten: entweder sie reduzieren ihr Leistungsangebot oder sie versuchen, die Nachfrage nach Gesundheitsleistungen besser zu steuern, indem sie für bestimmte Dienstleistungen Geld vom Patienten verlangen."

In einigen Regionen Großbritanniens wie zum Beispiel in der Grafschaft Oxfordshire soll bereits in diesem Jahr "versuchsweise" ein neues Bezahlsystem im Hausarztsektor für Behandlungen wie das Entfernen von Krampfadern und bestimmte Vorsorgeuntersuchungen eingeführt werden. Es ist das erste Mal in der 70-jährigen NHS-Geschichte, dass staatliche Hausärzte von Patienten direkt Geld für Behandlungen verlangen.

Das ist zwar laut britischem Gesetz unzulässig. Allerdings gibt es Möglichkeiten, die gesetzlichen Bestimmungen zu umgehen. Patientenverbände kritisierten die Initiative ebenso wie Gesundheitspolitiker. Sie werfen den Ärzten "Geldgier " vor und verweisen darauf, dass ein Großteil der staatlichen Hausärzte im Königreich "deutlich über 100 000 Pfund jährlich" (rund 115.000 Euro) verdienten.

Recherchen der "Ärzte Zeitung" in zahlreichen britischen Hausarztpraxen ergaben, dass in vielen Praxen das Leistungsangebot in den vergangenen Monaten teils deutlich eingeschränkt wurde. Oft ist es auch so, dass Patienten mehrere Tage auf eine hausärztliche Konsultation warten müssen. Auch das ist neu und erhöht den Druck auf die staatlichen Krankenhäuser, weil Patienten dann oftmals anstatt zum Hausarzt direkt in die Notaufnahmen der Kliniken gehen. (ast)

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