WHO in Sorge

Masern – 30 Prozent mehr Fälle im Jahr 2017

Die rasant steigende Zahl der Maserninfektionen alarmiert jetzt sogar die Weltgesundheitsorganisation (WHO).

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Achtung Masern: In diesem Jahr hat die Zahl der Masernfälle bereits im November die des Vorjahres merklich überschritten, berichtet die WHO.

Achtung Masern: In diesem Jahr hat die Zahl der Masernfälle bereits im November die des Vorjahres merklich überschritten, berichtet die WHO.

© Trueffelpix / stock.adobe.com

GENF. 2017 seien weltweit 30 Prozent mehr Fälle gemeldet worden als im Jahr davor, berichtete die Unterorganisation der Vereinten Nationen am Donnerstag in Genf. In diesem Jahr wiederum seien es schon bis November zehn Prozent mehr Fälle gewesen als 2017. Ursprüngliches Ziel war es, die Masern bis zum Jahr 2020 auszurotten. Die WHO ist skeptisch, ob das noch gelingt. Besorgniserregend sei auch die Entwicklung in Deutschland, erklärten WHO-Experten.

„Kein Zweifel, es gab seit dem Jahr 2000 riesige Fortschritte“, sagte Martin Friede von der WHO-Fachabteilung Impfungen. Die Zahl der Ansteckungen sei seitdem um 85 Prozent zurückgegangen. 21 Millionen Menschenleben seien so gerettet worden, geht aus einer neuen Analyse aller Daten der WHO und der US-Gesundheitsbehörde CDC hervor.

„Aber wir werden Opfer unseres eigenen Erfolgs“, so Friede. Weil viele Eltern in Ländern wie Deutschland kaum noch Masernfälle sähen, unterschätzten sie möglicherweise die Gefahr und würden leichtsinnig. „Masern sind eine höchst ansteckende, bisweilen tödliche Krankheit mit vielen Komplikationen“, warnte WHO-Impfexpertin Ann Lindstrand.

Von den 53 Staaten der europäischen WHO-Region haben nach Angaben der deutschen Nationalen Verifizierungskommission Masern/Röteln (NAVKO) 37 die Masern eliminiert. Deutschland zählt nicht dazu. 2016 seien 325 Fälle gemeldet worden, im vergangenen Jahr 929, teilte die NAVKO im November mit.

2017 wurden weltweit 190.000 Fälle bekannt. 110.000 Menschen seien an Masern gestorben, die meisten davon Kinder, berichtet die WHO. Sie geht nach Angaben von Friede davon aus, dass nur ein sehr kleiner Teil des Anstiegs um 30 Prozent auf bessere Überwachung zurückgeht. Die Zahl der Fälle sei tatsächlich gestiegen. Die wahre Zahl der Fälle liege noch deutlich höher als die der gemeldeten: bei 6,7 Millionen weltweit.

 Deutschland ist von der bis 2020 angestrebten Elimination von Masern in Europa weit entfernt. Dazu dürften bundesweit nur 82 Fälle pro 1 Million Einwohner auftreten. In diesem Jahr waren es bis Mitte November aber schon 527.

Die NAVKO legt in ihrem Bericht zur Situation den Finger in die Wunde: Zwar befürworten bei uns 95 Prozent der Eltern die Masernimpfung, jedoch werden viele Kinder zu spät geimpft: Bis zum Ende des zweiten Lebensjahres hatten nach der KV-Impfsurveillance nur 74 Prozent den kompletten Schutz mit zwei Impfdosen und hier gibt es seit Jahren kaum Veränderungen.

Neue Daten zum Schutz bei Jugendlichen und Erwachsenen, die nach 1970 geboren wurden, gibt es keine. Und: Drei von vier Erwachsenen kennen nach einer BZgA-Umfrage die Impfempfehlung überhaupt nicht. (dpa/eis)

Dieser Bericht wurde aktualisiert am 30.11.2018 um 16 Uhr.

Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Armer Nationaler Aktionsplan

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