Streiks in Spanien

Aufruhr in Kataloniens Gesundheitswesen

Tagelang hatten Ärzte und Pfleger für bessere Bedingungen gestreikt. Zentral- und Regionalregierung streiten um die Schuldfrage.

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BARCELONA. In Katalonien herrschten tagelang chaotische Zustände in den staatlichen Gesundheitszentren. Grund war ein Streik von Ärzten und Krankenpflegern, der vergangene Woche Montag begonnen hatte und nach Angaben der katalanischen Ärzte-Gewerkschaft von rund 75 Prozent der Beschäftigten eingehalten wurde. Am Freitag hatten die Ärzte nach einem Angebot der Regionalregierung den Streik vorerst beendet.

Die Ärzteschaft in der katalanischen Mittelmeermetropole Barcelona protestiert für mehr Investitionen ins öffentliche Gesundheitssystem und bessere Arbeitsbedingungen. Während andere spanische Regionen durchschnittlich rund 33 Prozent ihres Haushalts für die Gesundheitsversorgung ausgäben, sei die Investition in Katalonien in den vergangenen Jahren kontinuierlich auf 17 Prozent gesunken, so Gewerkschaftssprecher Oscar Pablos.

Außer mehr Personal fordern die Ärzte zudem ein Limit von 28 Patienten pro Tag, um jeden Patienten zumindest zwölf Minuten lang untersuchen und behandeln zu können. „Nur so können wir die Qualität unseres Versorgungssystems aufrechterhalten“, sagte Pablos.

Viele der streikenden Ärzte geben vor allem der separatistischen Regionalregierung und dem Unabhängigkeitsprozess Schuld für die Unterfinanzierung des Gesundheitssystems. „In den vergangenen Jahren hat die Regionalregierung Millionen von Steuergeldern in den Unabhängigkeitsprozess gesteckt, während in Gesundheitszentren und Krankenhäusern dringend in Personal und Material hätte investiert werden müssen“, empörte sich ein Allgemeinmediziner im spanischen Fernsehen.

Die Regionalregierung lenkte bereits ein, versprach kurzfristig eine Finanzspritze von 100 Millionen Euro ins Gesundheitssystem sowie die Einstellung von 200 neuen Ärzten, um den Arbeitsdruck zu reduzieren. Dabei gab man allerdings der spanischen Zentralregierung in Madrid die Schuld, da zu wenig in Katalonien investiert werde.

Die Gesundheitsversorgung ist allerdings eine Verantwortung der Regionalregierung. Spaniens Ministerpräsident Pedro Sanchez forderte Kataloniens separatistische Parteien auf, in Madrid endlich dem Haushalt seiner Minderheitsregierung zuzustimmen, der die Investitionen in der Konfliktregion um fast eine Milliarde Euro erhöhen würde. Die Separatisten wollen dem aber nicht zustimmen, solange die Mitglieder der ehemaligen Regionalregierung wegen des illegalen Unabhängigkeitsreferendums im vergangenen Jahr weiterhin in Untersuchungshaft sitzen. Sie könnten ab Januar in Gerichtsprozessen wegen Rebellion verurteilt werden. (mame)

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