US-Studie

Mehr Hausärzte, längeres Leben

Forscher der Unis Harvard und Stanford belegen einen Zusammenhang zwischen der Hausarzt-Dichte und der höheren Lebenserwartung der Bevölkerung. Und wie sieht es bei der Facharzt-Dichte aus?

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Längeres Leben dank Allgemeinmedizinern? Eine Studie weist einen Zusammenhang zwischen deren Dichte und der Sterblichkeit nach.

Längeres Leben dank Allgemeinmedizinern? Eine Studie weist einen Zusammenhang zwischen deren Dichte und der Sterblichkeit nach.

© Rawf8 / stock.adobe.com

BERLIN. Steigt die Versorgungsdichte mit Hausärzten, dann sinkt die Sterblichkeit der Bevölkerung. Das haben Wissenschaftler der Universitäten Harvard und Stanford für die USA gezeigt (JAMA Intern Med, 2019 DOI: 10.1001/jamainternmed.2018.7624).

Die Epidemiologen haben Daten aus 3142 Landkreisen, 7144 Hausarzt-Zentren und 306 Krankenhäusern für den Zeitraum von 2005 bis 2015 untersucht. Zehn zusätzliche Hausärzte je 100.000 Einwohner verringerten demnach die Zahl der Todesfälle durch Herzkreislauf-Erkrankungen um 0,9 Prozent. Für Krebs (1,0 Prozent) und Atemwegserkrankungen (1,4 Prozent) fiel der statistische Rückgang sogar noch größer aus.

Umgekehrt formuliert erhöhen zehn zusätzliche Hausärzte je 100.000 Einwohner die Lebenserwartung der Bevölkerung statistisch um 51,5 Tage. Für die Versorgung mit Fachärzten ist dieser Zusammenhang weniger ausgeprägt: Zehn zusätzliche Fachärzte korrespondierten mit einem statistischen Zuwachs von 19,2 Tagen Lebenserwartung.

Die Studie bestätige vergleichbare Ergebnisse früherer Untersuchungen, berücksichtige aber wesentlich mehr gesundheitsbezogene, sozioökonomische und demografische Kontrollvariablen, schreiben die Autoren.

Versorgungsdichte sinkt deutlicher in den USA

Die schlechte Nachricht der Forscher: Die Versorgung mit Hausärzten hat in den USA in der untersuchten Dekade von 46,6 auf 41,4 je 100.000 Einwohner abgenommen. Zum Vergleich: In Deutschland versorgen im Schnitt 63,9 Hausärzte die gleiche Zahl an Einwohnern (Daten des Versorgungsatlas für 2013).

Dabei hat sich die hausärztliche Versorgung in ländlichen Gebieten der USA (minus sieben Prozent) deutlich stärker verschlechtert als in Städten oder Ballungsräumen (minus 2,6 Prozent). Die Versorgungsdichte variiert dabei stark: In 296 Landkreisen praktiziert überhaupt kein Hausarzt, in 128 anderen Kreisen standen mehr als 100 Hausärzte für die Versorgung von 100.000 Einwohnern zu Verfügung.

Ganz anders als bei Hausärzten hat sich die fachärztliche Versorgung in den zehn Jahren verbessert. So nahm die Zahl der Spezialisten von landesweit rund 700.000 (2005) auf 805.000 (2015) zu. Die Versorgungsdichte stieg als Folge von 68,0 auf 71,3 Fachärzte je 100.000 Einwohner.

Ein Problem der Vergütung?

Aus Sicht der Wissenschaftler erodiert in den USA die hausärztliche Versorgung als Folge anhaltender ungleicher Vergütung im Vergleich zu Fachärzten. Reformen und politische Initiativen hätten in der Vergangenheit versäumt, mehr Geld für „Primary Care“ zur Verfügung zu stellen.

Die Association of American Medical Colleges, in der 152 medizinische Hochschulen zusammengeschlossen sind, warnte, in einer Dekade könnten landesweit bis zu 50.000 Hausärzte fehlen. (fst)

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