Branchenreport

Gesundheit bleibt Jobmotor

Auch die Unternehmen der Gesundheitsbranche müssen eine konjunkturelle Delle hinnehmen. Doch die Lage ist mehr als stabil. Bis zu 60.000 neue Jobs sollen in der Branche dieses Jahr entstehen.

Rebekka HöhlVon Rebekka Höhl Veröffentlicht:
Vor allem die Gesundheits- und sozialen Dienste planen einen massiven Stellenaufbau.

Vor allem die Gesundheits- und sozialen Dienste planen einen massiven Stellenaufbau.

© imagebroker / imago

BERLIN. Nach einem soliden Start in das Jahr 2013 wird sich auch in der Gesundheitswirtschaft das Wachstum verlangsamen. Eine ernste konjunkturelle Eintrübung ist jedoch nicht zu erwarten. Das zeigt der aktuelle "Report Gesundheitswirtschaft des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK).

Die Branche sei "ein wichtiges Zugpferd der deutschen Wirtschaft", sagte Achim Dercks, stellvertretender DIHK-Hauptgeschäftsführer laut einer Mitteilung der DIHK der "Rheinischen Post".

"Für 2013 rechnen wir mit einem weiteren Beschäftigungszuwachs von rund 60.000 Arbeitsplätzen." Die aktuell leicht gedämpften Erwartungen der Betriebe wiesen zwar auf "eine gewisse Zurückhaltung hin", so Dercks weiter, "sind aber kein Signal für eine ernsthafte Schwäche".

Für die Sonderauswertung der DIHK-Konjunkturumfrage waren im Frühsommer 2013 insgesamt 24.000 Unternehmen der Gesamtwirtschaft und darunter gut 700 Unternehmen aus der Gesundheitswirtschaft befragt worden. Dabei wertet die DIHK die Daten nach sogenannten Salden aus.

Ein Saldo ist immer die Differenz der Anteile guter und schlechter Einschätzungen. Bei der Frage, wie die Unternehmen ihre Lage einschätzen, erzielte die Gesundheitswirtschaft einen Wert von 25 Punkten, in der Vorumfrage zu Jahresbeginn seien es noch 35 Punkte gewesen, heißt es in dem Report, der der "Ärzte Zeitung" vorliegt.

Damit erfolge die Lageeintrübung parallel zur Gesamtwirtschaft (Saldorückgang von 27 auf 17 Punkte), aber eben auf "spürbar überdurchschnittlichem Niveau". Alle Gesundheitsbranchen schätzten ihre wirtschaftliche Lage besser ein als die Wirtschaft gesamt.

Wobei sich die Einschätzung der Pharmaindustrie kaum verändert hat, ihr Saldo sank um zwei auf nun 32 Punkte. Deutlich eingetrübt hat sich die Stimmung hingegen bei der Medizintechnik - hier sank der Lagesaldo von 51 auf 32 Punkte - sowie bei den Gesundheits- und sozialen Diensten, ihr Saldo rutscht von 36 auf 22 Punkte.

Export bleibt Zugpferd

Trotzdem blickt die Branche weitestgehend optimistisch nach vorne: Der Saldo für die Geschäftserwartungen der Unternehmen liegt bei 15 Punkten, nach 17 Punkten in der Vorumfrage.

Vor allem in Sachen Export zeigen sich die Unternehmen auch für den weiteren Jahresverlauf zuversichtlich. Der Erwartungssaldo der Pharmaindustrie liegt hier bei guten 36 Punkten, der der Medizintechnik sogar bei 46 Punkten.

Die Autoren des Reports sehen dies als Hinweis darauf, dass die internationale Nachfrage nach deutschen Gesundheitsgütern nahezu ungebrochen weiterwachse. Eine steigende Lebenserwartung in vielen Ländern ebenso wie wachsender Wohlstand in den Schwellenländern seien hier die ausschlaggebenden Faktoren.

Ganz anders sieht die Lage bei den Investitionsplänen der Unternehmen aus. Der Saldo aus höheren und niedrigeren Investitionsabsichten liegt laut dem Report bei nunmehr plus acht Punkten und habe sich damit gegenüber der Vorumfrage halbiert.

Vor allem die Pharmaindustrie sowie die Gesundheits- und sozialen Dienste hätten ihre Investitionsabsichten "relativ deutlich" reduziert. Bei ersteren sinkt der Saldo von 26 auf 19 Punkte, bei den Gesundheits- und sozialen Diensten sogar von 16 auf nur noch fünf Punkte.

Die zurückgenommenen Investitionsabsichten zeigten, dass die Rahmenbedingungen richtig gesetzt werden müssten, so Dercks - "Ein Auftrag für die neue Bundesregierung".

Fast jeder zweite Betrieb in der Gesundheitswirtschaft nenne in der Erhebung, die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen als Hauptrisiko für seine künftige Geschäftsentwicklung. Weit oben auf der Skala der Zukunftsrisiken liegt aber auch der zunehmende Fachkräftemangel, zumindest für 43 Prozent der Unternehmen der Gesundheitsbranche, wie der Report zeigt.

Ganz akut scheint dieses Problem bei den Gesundheits- und sozialen Diensten zu sein, denn hier sorgen sich 67 Prozent der Betriebe um den Fachkräftemangel.

Über die Hälfte der Betriebe in letzterem Segment sehen aber auch die hohen Arbeitskosten als Risikofaktor an. In der gesamten Gesundheitsbranche werten 44 Prozent dies als Risiskofaktor.

Nichtsdestotrotz stehen die Zeichen bei den Beschäftigtenzahlen nach wie vor auf Wachstum - branchenweit. Die Pläne zum Personalaufbau seien im Frühsommer 2013 bei den Unternehmen der Gesundheitswirtschaft zwar etwas verhaltener als noch in der Vorumfrage. Denn der Saldo sinkt von 16 auf 11 Punkte.

Es finde aber weiter ein Beschäftigungsaufbau statt. Der DIHK geht wie gesagt davon aus, dass im gesamten Jahr rund 60.000 neue Stellen geschaffen werden. Die expansivsten Pläne äußerten die Gesundheits- und sozialen Dienste., heißt es in dem Report.

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