Brandenburg

Tiefer Zwist zwischen KV und Ministerin

Flüchtlingsversorgung: Die KV sieht Mängel und Risiken, Gesundheitsministerin Diana Golze bestreitet das.

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POTSDAM. Wegen der medizinischen Erstversorgung von Flüchtlingen in Brandenburg hat sich der Vorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung Brandenburg (KVBB), Dr. Hans-Joachim Helming, nun an den Ministerpräsidenten des Landes gewandt.

In einem offenen Brief kritisiert er, dass die Ressourcen nicht ausreichen würden, um eine durchgehende Tuberkulose-Diagnostik und Erstversorgung zu gewährleisten.

Helming bezieht sich auf Mitteilungen von Ärzten an die KVBB. Diese berichteten, dass Patienten mit nicht diagnostizierter oder nicht behandelter Tuberkulose in ihre Praxis gekommen seien. In einem Pressegespräch hatte der KVBB-Chef vor der damit verbundenen Ansteckungsgefahr gewarnt.

Da kämen Schwangere mit Tuberkulose und HIV in den Kommunen an und könnten Tuberkulose auch verbreiten. Die Ärzte bei der Erstaufnahme seien "hoffnungslos von der Kapazität her überfordert".

"Asylbewerber werden gut versorgt"

Brandenburgs Gesundheitsministerin Diana Golze (Linke) wies diese Darstellung aufs Schärfste zurück. "Vor dem Hintergrund brennender Turnhallen ist es höchst verantwortungslos, mit falschen Behauptungen Vorbehalte gegen Asylsuchende zu schüren und Angst zu verbreiten", so Golze.

Sie selbst habe sich erst kürzlich im Gespräch mit den Medizinern im Städtischen Krankenhaus Eisenhüttenstadt ein ganz anderes Bild machen können. "Fakt ist: Asylbewerber werden gut versorgt und stellen keine gesundheitlichen Risiken dar."

Bis zu 150 Asylsuchende kann das Krankenhaus Eisenhüttenstadt pro Tag laut Brandenburgs Gesundheitsministerium erstuntersuchen. Dafür stünden drei Behandlungsräume zur Verfügung. Chefarzt Dr. Matthias Kretzschmar versichert: "Es wird kein Asylsuchender weiterverlegt, bei dem nicht eine Untersuchung zum Tuberkulose-Ausschluss erfolgt ist."

Die Amtsärztin des Landkreises Dahme-Spreewald, Dr. Astrid Schumann, kommentierte: "Dass Tuberkulosefälle in Eisenhüttenstadt durchrutschen, ist mir nicht bekannt."

Sie verwies darauf, dass die medizinische Versorgung der Asylbewerber und Flüchtlinge im Landkreis "sehr engagiert von den Hausärzten und Fachärzten in der Region in Zusammenarbeit mit den Rettungsstellen der Krankenhäuser gewährleistet" werde.

Die KVBB kritisiert dagegen, dass die Versorgung von Asylbewerbern in den ersten 15 Monaten ihres Aufenthalts nach dem Asylbewerberleistungsgesetz nicht gut geregelt sei.

Helming verweist auf Kommunikationsprobleme und erhöhte Anforderungen an den Arzt, weil viele Patienten traumatisiert seien. Die KVBB habe seit Februar versucht, geordnete Verhältnisse in die Versorgung zu bringen, so Helming. Der KVBB-Chef beklagt jedoch eine "Verweigerungshaltung" der Politik. (ami)

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