Vier Säulen

Das Erfolgsgeheimnis einer kleinen Klinik

Die 310Klinik in Nürnberg zeigt, wie sich kleine Kliniken im Wettbewerb behaupten können: Das Haus mutet an wie eine exklusive Privatklinik, finanziert sich aber überwiegend über Kassenleistungen.

Matthias WallenfelsVon Matthias Wallenfels Veröffentlicht:
Fabian Hubacek (2.v.r.) neben Katharina Wagner, Leiterin der Bayreuther Festspiele, im November vergangenen Jahres bei der Eröffnung der deutschlandweit bisher einzigen Miyabi Angio-CT Suite von Siemens.

Fabian Hubacek (2.v.r.) neben Katharina Wagner, Leiterin der Bayreuther Festspiele, im November vergangenen Jahres bei der Eröffnung der deutschlandweit bisher einzigen Miyabi Angio-CT Suite von Siemens.

© (2) 310Klinik

NÜRNBERG. Fachliche Tiefe und Spezialisierung, höchste Qualität, Schnelligkeit sowie Serviceorientierung sind für Fabian Hubacek, Geschäftsführender Gesellschafter der Nürnberger 310Klinik, das Fundament, auf dem ein erfolgreiches kleines Krankenhaus aufbauen muss.

Die auf Viszeralmedizin spezialisierte Klinik mit nur 84 Betten ist beim Klinikführer der Techniker Krankenkasse mit 98,5 Prozent Patientenzufriedenheit Spitzenreiter, bei der Kliniksuche Weisse Liste der Bertelsmann Stiftung ist die 310Klinik bereits zum vierten Mal in Folge mit 96 Prozent Weiterempfehlungsrate bundesweit zweitplatziert.

Als Hubacek im September 2009 seine Stelle als Geschäftsführer bei dem Krankenhaus in privater Trägerschaft – einer Investorengruppe – antrat, war die spätere Erfolgsgeschichte alles andere als programmiert. Wie er im Gespräch mit der "Ärzte Zeitung" betont, hatte die 2002 gegründete Klinik bis dahin mehr als eine Handvoll Geschäftsführer verschlissen.

"Die allererste Überlegung, die ich mir mit Blick auf die Ausrichtung der 310Klinik gestellt hatte, war, wie ich selbst als Patient behandelt werden wollte", verdeutlicht Hubacek. Im Ergebnis kam er zu den eingangs erwähnten vier Säulen.

Als weiteren Trumpf sieht er für seine Einrichtung die "hochwertige medizinische Vernetzung verschiedener Fachrichtungen". Dabei müsse sich bei der 310Klinik aber alles um die Viszeralmedizin drehen, um das Kompetenzprofil nicht zu schwächen. "Eine Urologie oder Gynäkologie würde bei uns nicht ins Konzept passen", ergänzt der 34-jährige Unternehmer.

Zügiger Termin beim Tumorboard

2012 öffnete er die 310Klinik für die Versorgung gesetzlich versicherter Patienten. "Die Fokussierung rein auf Privatpatienten war strategisch nicht zielführend", erläutert er. Denn die Einzelzimmerzuschläge der Privatpatienten sowie die chefärztliche Privatliquidation würden die Klinik auf Dauer nicht finanzieren, betont Hubacek, da die zugrunde liegende DRG für den jeweiligen Eingriff dieselbe sei wie bei Kassenpatienten.

Derzeit verfüge die 310Klinik über 75 Prozent gesetzlich und 25 Prozent privat versicherte Patienten. Finanziert werden muss neben der medizintechnisch hochwertigen Ausstattung unter anderem auch die Verpflegung.

Hubacek setzte sich dafür ein, dass ein Meisterkoch engagiert wurde, der vom Frühstück bis zum Abendessen alles frisch zubereitet und vollkommen auf Konserven verzichtet. "Die Aufbaukost soll die entsprechenden Patienten schließlich nicht versalzen", so Hubacek. Auch das Ambiente des Hauses erinnert eher an ein mondänes Bürogebäude denn eine Klinik.

Im Versorgungsalltag setzt Hubacek auf die reibungslose Abstimmung mit den Zuweisern. Ein großer Teil der Patienten komme aus den vom Träger betriebenen acht Medizinischen Versorgungszentren (MVZ) unterschiedlicher Fachrichtungen. So bekomme zum Beispiel ein Patient zur Abklärung eines Verdachtes binnen dreier Tage einen CT- oder MRT-Termin in der Klinik.

Im Falle einer onkologischen Diagnostik erfolge die Vorstellung beim Tumorboard der Klinik innerhalb einer Woche. "Krebspatienten sollten nicht Monate auf einen Termin beim Board warten müssen, da vergeht wertvolle Zeit", so Hubacek. Für ihn von essenzieller Bedeutung ist, dass der Hausarzt oder der diagnostizierende Arzt des Patienten mit zum Termin beim Tumorboard eingeladen wird. "Dieser Arzt kann den Tumorexperten die Krankengeschichte des ihnen völlig fremden Patienten erzählen, kennt die Details", betont der Klinikmanager.

Die Einbeziehung der Zuweiser sieht Hubacek auch als Fundament für eine intakte Beziehung zu ihnen an. Wichtig sei, dass die Klinikärzte die Patienten nach der Entlassung zu ihren niedergelassenen Haus- und Fachärzten zurückschickten.

Wie Hubacek betont, verstünden die Zuweiser das gute Verhältnis auch als Eigenmarketing für die Praxis. "Patienten, die mit uns zufrieden waren, sind somit auch mit der Einweisungsempfehlung ihres Arztes zufrieden und empfehlen diesen im Freundes- und Bekanntenkreis weiter", verdeutlicht Hubacek.

Verzicht auf Zuweiserportal

Klinik-Steckbrief

  • Name: 310K steht für das Kelvin-Äquivalent zu 37 Grad Celsius, der Wohlfühltemperatur des Menschen.
  • Trägerschaft: Die 310Klinik in Nürnberg befindet sich in privater Trägerschaft einer Investorengruppe.
  • Spezialisierung: Viszeralmedizin
  • Bettenzahl: 84

Wichtig ist dem Geschäftsführer auch die persönliche Beziehung zu den Zuweisern, weswegen er explizit auf ein webbasiertes Zuweiserportal verzichtet: "Die niedergelassenen Ärzte haben die Durchwahlen der Chefarztsekretariate. Wir rufen schnell zurück", verdeutlicht er.

Stolz ist Hubacek darauf, von Siemens als weltweites Referenzzentrum für dessen Miyabi Angio-CT Suite – in der 310Klinik steht die deutschlandweit erste dieser innovativen Bildgebungslösung – ausgewählt worden zu sein.

Diese integriert nach Unternehmensangaben Angiografie und Computertomografie in einem Gerät. Durch ein Schienensystem ist der CT direkt von einem Behandlungsraum in einen zweiten zu verbringen. Da die 310Klinik nun den Status des Referenzzentrums genieße, bekomme sie im Rahmen der Systempartnerschaft auch zeitnah die neuesten Weiterentwicklungen.

Millioneninvestition ohne Förderung

Die Investitionskosten in Höhe von 3,8 Millionen Euro stemmte der Klinikträger aus eigenen Mitteln. "Über den üblichen Weg der Krankenhausfinanzierung wäre diese Anschaffung schlicht nicht möglich gewesen", erläutert Hubacek. Und betont, dass sein Haus nur die pauschale Bettenförderung, nicht aber die Geräteinvestitionsförderung in Anspruch nehme.

Genauso habe er stets auf Minderleistungszuschläge von Kassenseite verzichtet, er lehne diese Alimentation als nicht zielführend ab, da sie dem Geist der Qualitätsförderung widerspreche.

Trotz modernsten medizinischen Equipments möchte Hubacek auf Medizintouristen als Einnahmequelle verzichten, wie er verdeutlicht. "Ein Patient aus dem Ausland kann sich hier einem elektiven Eingriff unterziehen, wenn er die Gegebenheiten der Unterbringung so hinnimmt, wie sie sind. Wir können keine Suite und sonstige Extras vorhalten", sagt er.

Die 310Klinik dürfte bundesweit vor allem in der Öffentlichkeit noch mehr Aufmerksamkeit bekommen, hofft Hubacek. Zum einen ist sie medizinischer Partner des Fußball-Zweitligisten 1. FC Nürnberg sowie des Basketball-Zweitligisten Nürnberg Falcons. Das heißt, bei einer beruflich bedingten Verletzung oder Erkrankung erfolgt die Diagnose und Therapieempfehlung des betroffenen Spielers in den Räumen der Klinik und durch deren Ärzte – in ihrer Freizeit haben die Sportler weiterhin die freie Arztwahl, kommen aber fast immer wieder in die Klinik, so Hubacek.

Zum anderen tritt die 310Klinik als Kulturmäzen auf und fördert die Bayreuther Festspiele als Hauptsponsor, nachdem Audi im vergangenen Jahr abgesprungen war. Möglich machte dies ein persönlicher Kontakt zur Festspielleiterin Katharina Wagner. Wichtig ist Hubacek bei dem Sponsoring vor allem die Förderung der Kinderoper auf dem Grünen Hügel.

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