Gesundheitsstadt 2030

Berlin schielt auf die Spitzenmedizin

Spitzenmedizin soll eine Marke Berlins werden. Den Weg dazu soll eine Zukunftskommission "Gesundheitsstadt Berlin 2030" bereiten, die der SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach anführt. Auch die sektorübergreifende Versorgung steht auf der Agenda.

Julia FrischVon Julia Frisch Veröffentlicht:

BERLIN. Bis 2030 will die Hauptstadt zu einer europäischen Top-Adresse in der medizinischen Forschung und Versorgung werden. Welche Maßnahmen dafür nötig sind, darüber soll sich jetzt die Zukunftskommission Gedanken machen, die diese Woche vom Regierenden Bürgermeister Michael Müller (SPD) und von Gesundheitssenatorin Dilek Kolat (SPD) vorgestellt wurde.

Im Juni wird sie ihre Arbeit aufnehmen, schon Anfang des kommenden Jahres soll sie dann nach nur einem halben Jahr die Ergebnisse vorstellen.

Die Basis für das Projekt "Gesundheitsstadt 2030" bilden gewissermaßen die Universitätsmedizin Charité und der kommunale Klinikkonzern Vivantes, die in Trägerschaft des Landes stehen. Wissenschaft sowie Grund- und Maximalversorgung hat Berlin hier schon in einer Hand.

Nicht nur die Synergiemöglichkeiten zwischen Charité und Vivantes will das Land nun stärker ausbauen. Auch den "Zusammenschluss zwischen Forschung und Versorgung" sollen die beiden Kliniken vorexerzieren. "Forschungsergebnisse und Innovationen müssen bei den Patienten ankommen", sagte Senatorin Dilek Kolat vor Medienvertretern.

Das soll nicht ohne Auswirkungen auf die Kooperation mit und unter den anderen Krankenhäusern der Stadt bleiben.

Gesundheitswirtschaft vernetzen

Daneben setzt Berlin auf seine starke Gesundheitswirtschaft, die von vielen außeruniversitären Einrichtungen der medizinischen Forschung, Pharmakonzernen und Start-Ups getragen wird. Auch sie sollen stärker miteinander verwoben werden.

Als Gesundheitsstadt will Berlin aber auch eine Antwort darauf finden, wie dem Fachkräftemangel im Gesundheitssektor begegnet werden kann. "Wir müssen uns rechtzeitig Gedanken machen, wo wir uns verbessern und wo wir investieren müssen", sagte Bürgermeister Müller.

Berlin müsse als Standort attraktiv bleiben, damit Ärzte und Pfleger bereit seien, hier zu arbeiten. Gesundheitssenatorin Kolat betonte, dass eine Verdoppelung der Ausbildungskapazitäten für Pfleger "mindestens nötig" sei.

Keine Einmischung in Tagespolitik

Mit den Investitionsmitteln für die Krankenhäuser soll sich die Zukunftskommission freilich nicht beschäftigen. Sie solle sich "eher den grundsätzlichen Fragen" widmen, wie Müller betonte. Und auch Professor Karl Lauterbach bestätigte, dass sich die Kommission nicht in die Tagespolitik einmischen wolle. "Investitionen sind ein allgemeines politisches Problem, das ist keine Arbeit für eine Kommission."

Lauterbach skizzierte, welche Vorschläge er in der Kommission machen werde. Dazu gehöre nicht nur das Ziel, die Charité in die Liga der europäischen und weltweiten Spitzenforschung zu führen. Unter anderem sollte es in der "Gesundheitsstadt 2030" auch möglich sein, dass in allen Stadtteilen für jeden, unabhängig von der Versicherungsart, der "medizinische Topstandard" erreichbar sei.

Dazu, betonte Karl Lauterbach, müsse man sich auch Gedanken darüber machen, welches Krankenhaus sich auf welche Versorgung spezialisiert. "Wer soll was anbieten, welche Strukturen sind dafür sinnvoll, können sie durch Rechtsverordnung oder Gesetz geschaffen werden?", umriss Lauterbach die Fragen, die er seinen Kommissions-Kollegen vorlegen will. Das bedeute, dass Patientenströme umverteilt, neue Entscheidungskompetenzen oder Gremien geschaffen werden könnten und dies Einfluss auf die Landeskrankenhausplanung habe.

Im Blick der Kommission soll ferner die sektorübergreifende und ambulante Versorgung stehen. Lauterbach setzt hier auf Gesetze und Kommissionen, die etwa bei der sektorübergreifenden Versorgung und bei der Bedarfsplanung Neues bringen sollen. Er werde als Bundespolitiker versuchen, diese Änderungen in Berlin gleich mit umzusetzen, versprach er.

Neben Lauterbach hat das Land Berlin zehn weitere Personen aus Wissenschaft, Verbänden, Kliniken, Unternehmen und Patientenvertretungen in die Kommission berufen. Unter ihnen befinden sich Franz Knieps, Vorstand des BKK Dachverbands, Professor Heyo Kroemer, Dekan der Unimedizin Göttingen, Ursula Helms vom Koordinierungsausschuss Patientenvertretung des GBA, und Stefan Oelreich, Vorstandsmitglied von Sanofi.

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